Abt I. Speckle kämpft vergebens um den Erhalt seines Klosters St. Peter

Abt Speckle glaubte an den Erhalt des Benediktiner - Klosters St. Peter

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Hausach ehrt Abt Ignaz Speckle mit diesem Denkmal vor seinem Geburtshaus 

In der Auseinandersetzung zwischen Frankreich und Österreich wälzten sich bereits schon drei schreckliche Kriege über die Lande am Oberrhein, über den Breisgau und die Ortenau. Tod, Zerstörung, Plünderung, Not und Angst griffen jeweils unbarmherzig nach der Bevölkerung und ließen sich auch nicht durch die Klostermauern aufhalten. Längst wusste man, was die revolutionären Schreie nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit vom jenseitigen Rheinufer auch den Menschen, der Kirche, besonders den Klöstern diesseits des Stromes bringen sollten. Dabei durften die Abteien im vorderösterreichischen Breisgau genauso wenig auf Rücksicht und Entgegenkommen hoffen wie jene in der mit Wien damals eng verbundenen Ortenau.

Schon im Februar 1806 erschien der badische Hofgerichtsdirektor Stösser im Kloster von St. Peter und verkündete dem Unheil ahnenden Konvent: »Im Namen seiner Kurfürstlichen Durchlaucht, des Herzogs von Zähringen, des Landgrafen zu Breisgau und Ortenau, dem Fürsten zu Heitersheim, nehme ich das Kloster in Besitz und erkläre es von nun an als aufgelöst ...«

Zunächst wurde den Mönchen der Verbleib in ihrer bisherigen Heimat zugesagt und ein gewisses Wohlwollen des neuen Landesherren versichert, wenn auch der badische Kommissär gleich darauf im Wirtshaus herablassend konstatierte: »Mögen die Mönche noch so jammern, in vier Wochen sind alle Klöster aufgehoben ... « Der amtierende Abt Ignaz Speckle, eine hehre, geistvolle wie auch tatkräftige und bedeutende Erscheinung in den ersten Jahrzehnten des aufziehenden 19. Jahrhunderts und Bürgersohn des Städtchens Hausach im Kinzigtal, ließ jedoch nichts unversucht, sein Kloster als die Grablege der Zähringer Herzöge zu retten.

In seinem über zwanzig Jahre geführten Tagebuch, das 1966 in zwei über 1000 Seiten umfassenden Bänden als unersetzliche Geschichtsquelle erneut veröffentlicht wurde, schilderte der Prälat nicht nur die durch die Kriegswirren gezeichneten politisch-geistigen Strömungen seiner Zeit, sondern auch das Schicksal der Klöster unserer Heimat am Oberrhein.

Mit der Hoffnung, dass der nun wieder zu großer Macht gelangte jüngste Spross der Zähringer Verständnis für den Fortbestand des Klosters am Grabe seiner Urahnen zeigen würde, reiste Speckle im März 1806 in die Residenz nach Karlsruhe. Die freundliche Aufnahme, das Wohlwollen seiner Durchlaucht, täuschten jedoch den Abt nicht darüber hinweg, dass die politische Lage den Mönchen, den Klöstern nicht gut gesinnt war. Deshalb schied Abt Speckle nicht ohne jegliches Hoffen.

Zuversichtlich ließ er sogar wieder schadhafte Klostergebäude instandsetzen. Allerdings zeigten die immer wieder erscheinenden Beamten unzweideutig den Kurs an. Einmal verlangten sie Einlass in die. überaus wertvolle Bibliothek des Klosters und wollten unersetzliche Werke mitnehmen. Dann listeten sie das Vermögen auf und überprüften den klösterlichen Besitz. Später gar fragten sie die Mönche, wie sie ihr Leben nach der Auflösung des Konventes beschließen wollten. Selbst das bischöfliche Ordinariat von Konstanz erbat die Auskunft, welche Mönche des Stiftes in der weltlichen Seelsorge tätig werden wollten. Jeder Funke Hoffnung erlosch, als von Karlsruhe die Nachricht eintraf, dass nun auch noch die letzten bestehenden Klöster St. Blasien, St. Peter und Gengenbach aufzuheben seien.

Niedergeschlagen vertraute sich Abt Speckle dem Tagebuch an: »... Viele verzweifelten und wollten nirgends eine Hoffnung sehen. Ich war für mich selbst rat- und hilflos - ich wußte nichts mehr zu versuchen. Keine Wege, keine Patrone, welche tätig hätten sein können und wollen. Ich machte wohl noch den Vorschlag, dass man St. Peter zu einer Lehranstalt verwenden, dem Stifte den Auftrag machen könnte, ein Gymnasium im Lande zu übernehmen, aber darauf ward nicht geachtet. Es schien immer mehr, dass der Schluss sei, alle Klöster aufzuheben. Gott, Ewiger, Allmächtiger. Leite doch zum Guten, was geschieht, lehre uns deinen Willen zu erkennen und den erkannten zu tun...«
Am 21. November 1806, dem offiziellen Tag der Auflösung, versammelte Ignaz Speckle nochmals seine gesamte Klosterfamilie um den Hochaltar der Stiftskirche über den Gräbern der 55 Äbte des Klosters und den Gebeinen der Zähringer Herzöge zum Gottesdienst. Danach wurde den Mönchen die endgültige Aufhebung von St. Peter mitgeteilt.

Nach und nach entvölkerte sich der Konvent. Die jungen Patres gingen in die Seelsorge, die alten suchten sich mit dem vom Staate zugesicherten Unterhalt irgendwo ein Unterkommen, während Abt Speckle noch einige Zeit im Kloster auf dem Berg bleiben durfte. Im Herzen trug er bis zu seinem Lebensende (1824) ein kleines Fünkchen Zuversicht, dass doch wieder der Chorgesang der Benediktinermönche in der Barockkirche von St. Peter erklingen würde, wenn auch der Großherzog in Karlsruhe gesagt haben soll: »Ich hätte das Kloster St. Peter gerne erhalten, aber der Zeitgeist hat es nicht zugelassen.

Text: Kurt Klein
Bild: Bernd Schmid
Digit. Bearb.: Bernd Schmid