Das Rathaus - Räume und Bewohner

Das Rathaus, seine Belegung im dritten Reich

vom Zeitzeugen Lothar Sonntag 

1938 B01 Rathaus01

Das alte Rathaus mit Garage für das Krankentransportfahrzeug

In meiner frühesten Jugend war ich fast täglich im Rathaus, da sich im 2. Stock links die Dienstwohnung des Ortspolizisten Friedrich Barth befand, wo ich ein- und ausging. Er wat mein Onkel, verheiratet mit einer Schwester meiner Mutter.

Ich erinnere mich an einen Sommertag 1938, ich war 5 Jahre alt, und hörte mit Onkel und Tante die Radio-Übertragung des Aufmarsches am Reichsparteitag in Nürnberg, wobei mein Vater teilnahm mit einer lokalen Organisation.

Ich kannte alle Räume des Hauses, auch das riesige Dachgeschoss, wo im Türmchen die Glocke hing, und einer der Stadtangestellten einen Taubenschlag eingerichtet hatte..

Rechts im 2. Stock war der Bürgersaal, wo hauptsächlich die wenigen politischen Veranstaltungen stattfanden.

Zur Belegung der unteren Räume: Im 1. Stock waren links die Amtsräume des Bürgermeisters Kölmel, rechts war die Stadtrechnerei (Hr. Stricker, Hr. Wilhelm Kienzle)

Im Erdgeschoss links befand sich die Vereinsbank Hausach/Einbach eGmbH, (Herr Oberle, Herr Schwendemann, Herr Fritz Mayer, Frl. Streit).

Im Erdgeschoss rechts des Haupteingangs war ein kleiner Büroraum, ein Teil der daneben liegenden Polizeiwache. (Polizeimeister Henning, Schwarz, Barth).

Bemerkenswert ist noch folgende Einzelheit, dass seitlich rechts am zweitürigen Aktenschrank ein ca. 1 m langer „Hagenschwanz“ hing, man konnte ihn von der Straße aus sehen, wenn die seitliche Türe am rechten Hauseck offen stand.

Der Raum hinter dem Wachlokal war das Depot des Ortsvereins des Roten Kreuzes.

1938 B02 Rathaus02

Im Jahr 1937 wurde das bislang verputzte Fachwerk zum Preis von 12 600 RM freigelegt.

Mitten an der Rathaus-Hinterwand war ein quadratischer Anbau , etwa 2 x 2 Meter und über 2 Stockwerke hoch, darin sich die Dienst- und Wohnungstoiletten befanden, ebenerdig war die Zelle des Ortsarrests, wo während des Kriegs hin und wieder Zwangsarbeiter übers Wochenende eingesperrt waren, ich bekam gelegentlich den Schlüssel und einen gefüllten Teller von Onkels Mittagstisch, um den Eingelochten zu verpflegen und hin und wieder seinen Wasserkrug in der Waschküche nebenan zu füllen.

Links hinten im Erdgeschoss war während des Krieges ein Luftschutzraum eingerichtet mit Notausstieg.

Diese Beschreibungen beziehen sich auf den Zeitraum 1938 – 1946.

Lothar Sonntag