Der "Rossgumpen" , erstes Hausacher Schwimmbad

Vom Reinigungsbad zum „Schwimmbad“

Die größte Anzahl der privaten Badezimmer wurden in Hausach erst nach dem zweiten. Weltkrieg gebaut.

Das öffentliche städtische Reinigungsbad in den Kellerräumen der 1913 neu erbauten Volksschule  war auf dem Weg zur besseren Hygiene und Gesundheitsvorsorge für die Hausacher Bevölkerung ein entscheidender Schritt.

Schon vor 1913, als die Schule noch im Rathaus und in der Schreinerei Moritz Heizmann untergebracht war, gab es im ersten Stock des Rathauses eine Waschküche, die vor allem im Winter überwiegend von Frauen nach dem Waschtag auch als Bad genutzt wurde. Im Heizkessel per Holzfeuer erhitztes Wasser wurde in die Zinkwanne oder den Holzbottich eingelassen. Das bekannte Lied vom „Wasser, das zum Waschen da“ sei, galt für die Wäsche und die Sauberkeit der Familienangehörigen gleichermaßen.

Dass nun in den Kellerräumen des neuen Schulhauses gegen Gebühr gebadet werden konnte und vermutlich auch gewaschen  wurde,  war die von der Bürgerschaft eingeforderte Nachfolge-Einrichtung der ehemaligen Waschküche im Rathaus. Durch die neuen Wasserspeicher am Kreuzberg und im Wannenbach, sowie die neu verlegten städtischen Wasserleitungsrohre war auch das infrastrukturelle Problem des Wassermangels behoben.  

Text: Bernd Schmid     

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Erstes Hausacher Naturfreibad "auf der Insel". Es wurde 1931 in Betrieb genommen und musste 1958 wegen der allgemeinen Gewässer-Verschmutzung geschlossen werden.

Das Schwimmen und Baden als Freizeitbeschäftigung in den warmen Sommermonaten entdeckten die Hausacher allerdings nicht erst 1930 durch das erste Hausacher Freibad, den „Rossgumpen“. Auch bisher wurde in der Kinzig und im Gewerbekanal gebadet. Das neue Freibad war trotz seines abfälligen Namens eine beispielgebende öffentliche Badeanstalt.

Es darf angenommen werden, dass Bürgermeister Karl Moog, das erste öffentliche städtische Freibad im Einvernehmen mit dem jungen DRK-Vorsitzenden und einzigen Hausacher Arzt, Dr. med. Friedrich Katz, geplant hat.

Das Bad konnte nach einjähriger Bauzeit 1931 mit einem Gesamtkostenaufwand von 9 200 Reichsmark eröffnet werden. Die hohe Arbeitslosenquote begünstigte die niederen Baukosten. Zum Vergleich: Der 1933 von der Stadt erstandene Mercedes-Benz Krankentransporter kostete 2 300 Reichsmark. Die Stadt ließ das Bad durch arbeitslose Hausacher Bürger ausheben, ebenso wurden die Umkleideräume damals noch ausschließlich mit dem heimischen Baustoff Holz in Leichtbauweise errichtet.

Ich selbst erinnere mich noch an das Badevergnügen im ersten Hausacher Freibad, in dem ich 1956 als Kind auf dem Sprungbrett sitzend ins Wasser gestoßen wurde und mich dadurch zwangsläufig vom „Zappler“ zum „Schwimmer“ entwickelte.

Meinen ersten erfolgreichen Schwimmversuch nahm Bademeister Karl Reiff mit Gelassenheit zur Kenntnis. Das „Seepferdchen“ war als Belohnung für die Kinder noch nicht vorgesehen. Dafür durften wir uns aber im noch chlorfreien Schwimmerbecken mit einem glatten Baumstamm vergnügen, oder im Nichtschwimmerbecken den vielen großen Fischen nachjagen, die gleichzeitig auch immer die Sauberkeit des Wassers zu belegen schienen.

Dennoch wurde das in der Erinnerung so schöne Naturwasserbad 1958 aus gesundheitlichen Erwägungen geschlossen. Am 13. Juni 1958 berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung": „Die Sauberhaltung des Rheins als eines lebenswichtigen Faktors für die Wirtschaft der sechs Anliegerstaaten Deutschland, Frankreich, die Schweiz, Belgien, Holland und Luxemburg steht im Mittelpunkt eines Gutachtens des Präsidenten der Industrie- und Handelskammer… Der Gutachter (wies) darauf hin, dass der Rhein schon vor vier Jahren an der deutsch-holländischen Grenze täglich 29.000 Tonnen Chloride mitführte. Die katastrophalen Auswirkungen der industriellen Abwässer bedrohten die Trinkwasserversorgung.“

Die Zeit der nachhaltigen Planung aller kommunalen und industriellen Einrichtungen war damit ausgerechnet durch einen Vertreter der Wirtschaft eingeläutet. Das war dann auch das „Aus“ des ersten Hausacher Freibades.

Text/Digit. Gestaltung : Bernd Schmid, Bild: Städt. Archiv