Abt Alphons verkauft den Martinshof an die Fürstenberger

Die Martinskapelle neben dem urkundlich ältesten Hof des Kinzigtales

Es scheint, als wäre die Vergangenheit der Martinskapelle fast ganz neben der Geschichte des dazugehörigen Martinshofes untergegangen. Er ist der urkundlich erwähnte älteste Hof des Kinzigtales und lag an der fränkisch-alemannischen Gaugrenze zwischen der Bertholtsbaar und der Ortenau, die dann wenig später auch die Bistümer Konstanz und Straßburg voneinander trennte. Um 1139 schenkten die Herren von Wolva dieses "predium Uischerbac" dem Kloster Alpirsbach. Es könnte nun angenommen werden, dass die Mönche neben ihren klösterlichen Meierhof eine Kapelle zu Ehren des hl. Martins, des Nationalheiligen der Franken, erbauen ließen.

1646 Martinskapelle
 
1646 Innenraum Martinskapelle Restaurierung Von Fam Kohmann

Der von der Familie Kohmann liebevoll restaurierte Innenraum der Martinskapelle, natürlich mit dem zentralen Altarbild des Hl. St. Martin.

1647 verkaufte Abt Alphons Kleinhans von Muregg unter Druck den Martinshof zum Preis von 3300 Gulden ( ca. € 110 000) an den katholischen Fürsten von Fürstenberg. Das kaiserliche Restitutionsedikt von 1624, nach dem  kirchlich geistiger Besitz wieder auf den Stand von  1552 gebracht werden sollte, war im westfälischen Frieden aufgehoben worden. Das Kloster wurde dem Herzogtum Württemberg  zugeschlagen. Es war wieder evangelisch. Abt Alphons floh in die Benediktiner-Reichsabtei Ochsenhausen.

Den Martinshof, das Anwesen mit Tradition und Geschichte, besaßen danach verschiedene weltliche Herren. 1820 verkaufte Jakob Bonaventura Gebele vom Waldstein das stattliche Anwesen links und rechts der Kinzig an seinen Pächter Sebastian Harter mit Ehefrau Theresia aus dem Hauserbach.

1646 Stammbaum Fam Kohmann

Dadurch gehörte der Martinshof zur Gemeinde Sulzbach. Ehefrau Theresia erbaute in 2. Ehe mit Anton Kohler (+1834) im Jahre 1833 das neue Wohnhaus auf der rechten Seite der Kinzig, an der Landstraße der Gemeinde Sulzbach. Beide Gebäude, der altehrwürdige Hof und das neue Wohnhaus mit Scheuer (später Gasthaus Hechtsberg) waren durch eine Holzbrücke über die Kinzig miteinander verbunden.

1646 Martinshof Um 1900

Der Hof um 1900 aus südwestlicher Sicht mit Mühle und Backhaus

In 3. Ehe (26.4.1836) war Theresia Harter mit dem Wolfacher Wirtssohn (Ochsen) Jakob Neef verheiratet. Neef verkaufte wesentliche Teile des Martinshofes wieder an die Standesherrschaft Fürstenberg (Grundbuch Sulzbach, Nr. 10 S.36 ff).

1849 Karl Kohmann (* 17.11.1821/ + 7.12.1866) heiratet am 15.3.1849 Theresia Meßmer (*28.12.32/ + Juni 1919) und erwirbt gleichzeitig die restlichen Felder des Martinshofes. Der Fürst behält die Waldungen nördlich der Kinzig. Südlich der Kinzig gehörten Feld, Wiese und Wald dem neuen Herrengut Hechtsberg.

1886 Johann Georg Kohmann (* 23.4.1858 in Einbach/+ 6.1.1931) ehelicht am 28.9.1886 Franziska Vollmer aus Fischerbach (*15.11.1860/ + 2.11.1934 Einbach)

1927 Augustin Kohmann (*27.8.1897 Einbach/ + ) heiratet am 12.5.1927 Helena Schmid (* 25.7.1907 in Fischerbach)

1955 Andreas Kohmann (* 26.10.1932 / ) verh. mit  Sofie Ilg

Text/Bild : Bernd Schmid

Quellen: Heinrich Günter, Das Restitutionsedikt von 1624 und die katholische Restauration Altwirtembergs, 1901, S.334
Recherche: Wilhelm Heim und Fritz Mayer