Die Vernehmung der Gertrud Senwig (Urgicht)
"Von der Welt durch das Feuer abgesondert"
Hexenverbrennung
In der Bischof-Chronik (S. 53/54) ist ein Protokoll angeführt, das auf den Briefwechsel zwischen den Vormündern des unmündigen Grafen und dessen Oberamtmann Branz verweist, der im Kinzigtal eifrig die Hexenverfolgung betrieben haben soll.
" Am 27. Juli schreiben die Vormünder des Grafen Albrecht an den Oberamtmann Branz: "Da die Sachen des Maidlins, das sich der Hexerei unterfangen hat‚ nach ihrer Urgicht (Vernehmung) leider dermassen beschaffen sind, finden sie nichts ratsamer, als dass sie von der Welt durch das Feuer abgesondert werde. Der Allmächtige möge ihrer Seele gnädig sein.
Ihre Urgicht lautete. wie folgt und ist datiert vom l. Juli 1564 und wurde von dem Maidlin Gertrud Senwig vor ihrem Ende als wahr anerkannt.
Gertrud Senwig aus dem Hauserbach, hexerei halb zu Wolfach im Gefenknus ligende, ungevarlich uf die zwei und zweintzig jar alt. Anfangs uf sampstags,den l.Juli gegenwertigen 64. jars freiwillig on einche peinliche frag angezeigt und bekennt, daß sie imgefarlich vor sechs jaren an einem
sarnpstag abends mit einer, die Weiss Els genannt, so ungevarlich vor zweien: jaren verprennt worden, uff einem schwartzen thütr, so einer geiss gleich gesehen,auf die Fiechteneck gefaren; daselbst hab gedachte Weiss Els uf einer lüren zu tantz gemacht und sie Gertruden mit einem schwartzen mann, irem buolen, der Wesserli genannt, getantzt,darbi auch andere mer,weiber aus dem Brechtal gewesen seien. Nach solichem Tantzen seien sie auf einem sohwartzen ross miteinander auf den Heuberg gefaren, da hab Wesserli sie angesprochen und begert,das sie seins willen pflegen und sich Gotts und aller Seiner heiligen verleugen solle, welches sie bewilligt, darauf er Wesseli ir dieselben verleugnung vorgesprochen und sie ime daselbig nachgeredt;
als bald das geschehen, hab er nit mer von ir lassen wollen, seien vilmalen mt einander hin und wider in die keller zum Wein gefaren und sampt andern mer darinnen gezecht. Item er Wesserli hab sie auch uf ein zeit angesprochen, daß sie im ir schwesterlin, so sechsjährig, auch zu seinem willen bereden solle,sich auch darübern uf ein zeit demselben irem schwesterlin zu einer menschenperson erscbeint, ab dem aber das schwesterlein erschrocken und gesagt es wels dem vatter anzeigen, daruf er Wesserli,daselbig verlassen.
Item nach sollichem sei jr buol einmal im haus an ir muotter gelaufen und isskalt gewesen, darob die muoter seer übel erschrocken aber nit gewisst,was es gewesen.
Item er Wesserli hab uf ein zeit ir Truten auch zugemuotet si soll dem pfarrer zu Hausen das Haus und scheuern verprennen, dessgleiehen auch ein zeit ir, Gertruden in irs vatters anken in einem scherben bracht und sie geheissen blente eier damit zu kochen, alsdann werde das haus angehen und verprinnen, sie hab aber deren keins thun wellen.
Item sie hab auf geheiss des Wesserli Marx Dolenbach bei Hauen ein Kind gedöt, mit einer ruoten auf den kopf schlahend, das sie also zugangen, er,Wessenli, ir buol,hab in ein ruoten mit sampt einem schwartzen unlustigen, übelstinkendem krut in die Hand geben und gesagt sie soll in seinem des Wesserlis namen das kind damit auf den kopf schlahen, das hab sie geton und sei das kind darauf,wie sie von gedachtem irem buden erwähnt, in zweien tagen gestorben.
Dise ire bekantnus und urgicht wie hiervor geschriben ist, montags den sibenden Augusti jungsthln underschidlich, wie gehort,in beisein beschribner siben rechtmessigen getzeugen,wie gebreuchlich,wideruinb vorgelesen und von
Gertruden auf ir letst end bekent worden. Getzeugen sind
Anndres Vorster,der kirsner Jörg Gebelin,der sailer Hans Hoschman ,der Schneider, Gattin Spinner, Hans Schneider, der scbwartz Erhart Lemp und Hans Fink, der schuomacher alle burger von Wolfach."
Bearb.Text: Bernd Schmid