Die "verzürnten" Dorfheiligen

Wie in Hausach aus einem Schlachtfeld „Friedensäcker“ wurden

Als im Frühjahr 1969 das Denkmal der „verzürnten Dorfheiligen“ einem unvorsichtigen Wendemanöver eines Lastkraftwagens zum Opfer fiel, entdeckten die Hausacher wieder die alte Bedeutung ihres einzigartigen Kulturdenkmals.

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Die Dorfheiligen vor ihrer Zerstörung 1969 an der alten Landstraße B33 und der Einmündung des Hauserbachs.

Ursprünglich standen die beiden Steinfiguren auf einem hohen Sockel neben der ehemaligen B33 und der Einmündung der Hauserbacher Talstraße in die Bundesstraße 33, die das Hauserbächle mit einem Brückenbauwerk überquerte. So steht zumindest der „Brückenheilige“ Nepomuk berechtigt an diesem, wie an anderen Brückenstandorten im Kinzigtal.

Schon im Jahre 1797 wird die Statue „ an der Abzweigung der Landstraße zur alten Kirche“ erwähnt. Sie erinnert an den verhinderten Waffengang zwischen den Kaiserlichen und den Franzosen. Der Friedensschluss von Loeben hätte gerade noch rechtzeitig eine schlimme Kriegshandlung westlich der Stadt Hausach verhindert. 

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Der Hl. Nepomuk beschützt die Brücke und den Hauserbach

 
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Die Gottesmutter mit dem Rücken zum Betrachter richtet ihrer Blick zur Dorfkirche

 

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Die in der Dorfkirche ausharrenden und betenden Menschen waren davon überzeugt, dass Maria, die Friedenskönigin und der Hl. Nepomuk, beide im neuen barocken Rosenkranzaltar der Dorfkirche dargestellt, das Gebet der verängstigten Dorfer erhört hätten.

Vermutlich wurde danach aus Dankbarkeit auch die Friedenskönigin auf den Steinsockel neben den Hl. Nepomuk gestellt. Ihr Blick richtet sich schützend auf die in der Dorfkirche betenden Menschen.

Aus Dankbarkeitbarkeit erhielten die Felder und Wiesen westlich der Stadt den Namen „Gewann Friedensäcker“. Das gesamte Baugebiet , das sich nach 1980 auf dem Gewann entwickelte, wird durch die „Friedensstraße“ erschlossen.

Bleibt nur noch zu klären, warum gerade diese beiden Heiligen miteinander „verzürnt“ sein sollen. Nicht jeder, der sich vom anderen abwendet, hegt einen inneren Zorn. Bei Heiligen trifft das schon gar nicht zu. Wichtiger als der Rücken sind die Augen, mit denen die beiden Dorfheiligen wohlwollend auf die jeweiligen Schutzbefohlenen blicken:

Die Mutter Gottes auf ihre neu erstrahlte barocke Kirche, deren Gemeinde bis heute um den Schutz der Gottesmutter bittet. Der Hl. Nepomuk war immer schon der Heilige, dem Brücken und reißende Gewässer anvertraut waren. In Zeiten umweltbedingter Wasserschäden ist die Bedeutung des Dorfer Brücken-Heiligen auch heute noch aktuell.

Text/Gestaltung: Bernd Schmid