Reformation und Gegenreformation in Hausach
Warum Graf Wihelm der "wilde Graf" war
Riezler: "Seit vielen Jahren, sagte ein Zeitgenosse, haben wir in deutscher Nation keinen martialischeren Menschen gehabt, der alle lobenswürdigen Eigenschaften eines Kriegsmannes in gleicher Weise besessen. Man rühmte an ihm eine besondere Aufmerksamkeit auf alles, was im Kriege dienlich sein könnte, einen wunderbaren Sinn für die militärische Action. Als einige Straßburger Rathsherren einst die unbezwingliche Festigkeit ihrer Stadt rühmten, wies er ihnen eine unbeachtete Furth der Breusch; durch die getraue er sich wol einen Haufen Reiter heimlich in die Stadt zu bringen. Seiner kriegerischen Gesinnung und Fähigkeit entsprach eine so imponirende Erscheinung, daß man wohl meinte, ein Maler, der den Mars bilden wolle, dürfe an Wilhelms Angesicht und Gestalt nichts verbessern, ein Lob, das durch das erhaltenes Bildniß (links) nicht Lügen gestraft wird.
In seiner Natur alle schlimmen Züge des echten Landsknechtes ausgeprägt. Gewaltthätig, unmäßig und verschwenderisch, zügellos im geschlechtlichen Umgang und seine Kriegskunst mehr dem Solde, als einer höheren Idee weihend, erregte er auch in einem Zeitalter, das an überschäumender Kraft und Zuchtlosigkeit keinen Mangel hatte, ein zwischen Bewunderung und Entrüstung getheiltes Aufsehen.
Von Freiburg ward W. nach Burgund geschickt, wo sich der Frühreife im Alter von kaum fünfzehn Jahren mit einer reichen Erbtochter, der Gräfin Bona von Neuenburg, vermählte. Er hauste mit ihr meist zu Héricourt, weshalb es erklärlich ist, wenn er ein so vollkommenes Französisch sprach, daß man später am Pariser Hofe kaum an seine deutsche Herkunft glauben wollte.
Er siedelte nach Straßburg über, in dessen Nähe die vom Vater ererbten Ortenauer und Kinzigthaler Herrschaften lagen, und führte dort ein wunderbar seltsam Regiment, davon ein eigen Buch zu schreiben wäre.
Er ist er trotz seines Besitzes der halben Ortenau als Reichspfandschaft, trotz seiner Stellung als kaiserlicher Landvogt daselbst, und trotz der wiederholten und am 1. October 1511 für ihn ausdrücklich erneuerten Verbote fremden Kriegsdienstes am 27. Mai 1521 mit einer Besoldung von 6000 Livres in den Dienst des Königs Franz von Frankreich getreten.
Dazwischen begegnet Wilhelm 1522 als eifriger Bundesgenosse des Ritters Franz von Sickingen, für dessen Unternehmen gegen den Kurfürsten von Trier er eifrig warb. Nachdem sein Schloß Ortenberg zum Sammelplatz für das oberländische Fußvolk gedient hatte, machte er selbst den Zug gegen Trier mit; nach dessen Scheitern und Sickingens Tod aber wurden er und sein Bruder Friedrich unter Vermittelung des Bischofs von Speier und der Stadt Straßburg von den Verbündeten Fürsten, Trier, Pfalz und Hessen wieder zu Gnaden angenommen.
Seine großes militärisches Engagement:
1) Im Kriege erscheint er im Dienste Karls V., zuerst an der Spitze von 6000 deutschen Landsknechten in Spanien bei den Kämpfen um Fuentarrabia, dann 1523 bei dem Einfall in die Champagne, wo er den Franzosen einige feste Plätze wegnahm.
2) Dazwischen begegnet Wilhelm 1522 als eifriger Bundesgenosse des Ritters Franz von Sickingen, für dessen Unternehmen gegen den Kurfürsten von Trier er eifrig warb. Nachdem sein Schloß Ortenberg zum Sammelplatz für das oberländische Fußvolk gedient hatte, machte er selbst den Zug gegen Trier mit; nach dessen Scheitern und Sickingens Tod aber wurden er und sein Bruder Friedrich unter Vermittelung des Bischofs von Speier und der Stadt Straßburg von den Verbündeten Fürsten, Trier, Pfalz und Hessen wieder zu Gnaden angenommen.
3) Als die Bauernunruhen ausbrachen, stellte er dem Erzherzoge Ferdinand schon 1524 zweitausend Mann auf eigene Kosten zur Verfügung, was dieser jedoch ablehnte. Im folgenden Jahre hatte er im Kriege des schwäbischen Bundes gegen die Aufständischen unter dem Truchsessen von Waldburg den Oberbefehl über das Fußvolk und focht alle Schlachten, auch die entscheidende bei Böblingen mit.
4) 1528 führte er dem Kaiser fünf aus seinen eigenen Herrschaften angeworbene Fähnlein zu und hielt sich im italienischen Feldzuge dieses Jahres überaus wacker, indem er nach dem Zeugnisse des Oberfeldherrn Herzogs Heinrich von Braunschweig seines Leibes und Lebens nicht schonte.
5) Als der schmalkaldische Bund 1534 den kühnen Zug nach Würtemberg zur Wiedereinsetzung Herzog Ulrichs ins Werk setzte, sammelte Wilhelm zu Geisspitzheim bei Straßburg an 6000 Landsknechte, die er dem Landgrafen Philipp zuführte, übernahm dann den Oberbefehl über das ganze 20,000 Mann starke Heer und führte durch den Sieg bei Laufen am 13. Mai einen raschen und vollständigen Erfolg herbei.
6) Bei dem glücklichen Angriffe auf Frankreich, der nun, wol vornehmlich nach seinem Plane, ins Werk gesetzt ward, befehligte Wilhelm das gesammte deutsche Fußvolk; er nahm theils mit List, theils Gewalt die Festungen Luxemburg, Commercy, St. Dizier und Vitry und drang bis in die Gegend von Epernay vor. Als er aber hier am 3. September 1544 tollkühn, nur von einem Trompeter begleitet, die Gelegenheit zum Marneübergang ausspähte, sah er sich unverhofft von einer feindlichen Schaar Italiener umringt. Wiewol ohne Brustharnisch und erst kurz vorher bei Châlons durch eine Flintenkugel verwundet, wehrte er sich aufs tapferste mit dem Säbel, bis ihn schwere Kolbenschläge betäubten.
Der schmalkaldische Bund schickte eine eigene Gesandtschaft an König Franz, um seine Freilassung zu erwirken; auch sein Bruder Friedrich war überall dafür thätig. Sie erfolgte jedoch nur gegen das ungeheuere Lösegeld von 30000 Kronen. Der Kaiser, um theilweisen Ersatz dieser Summe angegangen, wollte nichts davon wissen und Wilhelm ist ihm in seinen letzten Lebensjahren wiederum grollend gegenübergestanden."
Textl. Bearbeitung Bernd Schmid
Quelle : Riezler, Sigmund, Ritter von, "Fürstenberg, Graf Wilhelm von", in: Allgemeine Deutsche Biographie (1878)