Stolpersteine als Denkmal für 3 Hausacher Bürger
..."wenn man sie lesen will, muss man sich verneigen"
"Man stolpert nur mit dem Kopf und mit dem Herzen"
"Die Würde des Menschen ist unantastbar", beginnt der erste Paragraf des Grundgesetzes, das Bundeskanzler Konrad Adenauer am 23. Mai 1949 unterzeichnete. Auf den Tag 60 Jahre danach erinnerte man in Hausach mit der Verlegung von »Stolpersteinen« des Kölner Künstlers Gunter Demnig an die Zeit, in der die Würde des Menschen mit Füßen getreten wurde - an drei Hausacher Opfer des Nationalsozialismus, deren Namen nun für alle Zeit auf» Pflastersteinen« vor dem Vergessen bewahrt werden. Steine mit der Messingplatte werden ebenerdig zum Pflaster eingelassen, »man stolpert nur mit dem Kopf und mit dem Herzen«, erläuterte der Künstler.
Das Leid dieser Zeit bekam einen Namen und eine Lebensgeschichte - während Gunter Demnig seine Stolpersteine aus Messing in die vom Bauhof bereiteten Pflasterlücken betonierte, verlasen Mitglieder des Arbeitskreises »Wider das Vergessen« die Lebensläufe der Opfer Eugen Decker, Oskar Lehmann und Pfarrer Josef König. Nicht nur eine große Zahl von Hausachern nahmen an der ergreifenden Aktion teil, auch Angehörige der Opfer waren angereist.
»Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie meinen Vater der Tod seines Bruders mitgenommen hat, obwohl ich damals erst vier Jahre alt war", sagte Ursula Wölfle, eine Nichte des Pfarrers Josef König, der in Hausach geboren und aufgewachsen und 1945 an den Folgen unmenschlicher Haft gestorben ist.
Die Verlegung der drei Stolpersteine bewegte am Samstag Nachmittag alle Generationen vom fast 90-jährigen Hermann Heizmann, der in Russland in der gleichen Gegend an der Front war wie Oskar Lehmann, bis zu den 16-jährigen Realschülerinnen, die sich die Judenverfolgung im Nationalsozialismus zum Prüfungsprojekt gewählt hatten.
Diese Aktion schloss abends mit einer Gedenkfeier im voll besetzten Rathaussaal. Norbert Baumann, Initiator des Arbeitskreises »Wider das Vergessen«, übergab Bürgermeister Manfred Wöhrle symbolisch die drei »Stolpersteine«. Günther Rosemann, Manfred Schoch, Heinz Welschbach und Björn Rüsing aus Bonn, der seine Magisterarbeit über den aus Hausach stammenden Pfarrer König geschrieben hatte, ließen die Zuhörer noch einmal über die Lebensgeschichten der drei Opfer stolpern und die einfühlsame Musik der Musikschüler Ruben Herrmann (Gitarre), Saskia Lempert (Querflöte) und nachmittags Annica Auel (Klarinette) fing sie wieder auf.
Gunter Demnig zitierte die Worte eines Angehörigen, für dessen Großvater er einen Stolperstein verlegt hatte: »Für mich ist das kein Grabstein, aber ein SchlussStein!«
Text/Bild: Claudia Ramsteiner
Dig. Bearb. Bernd Schmid