30 Jahre sinnloser Krieg

Der Frieden wird von der Kanzel verkündet

Am 24. Oktober 1648 wurde nach unvorstellbarem Elend, Tod, Krankheit und Hoffnungslosigkeit in der Stadt und den Tälern auch von der Kanzel der Dorfkirche der „Westfälische“ Friede verkündet, der zwischen den Kaiserlichen, den Schweden und Franzosen, weit weg im Rathaus zu Osnabrück, ausgehandelt worden war.

1648 Portrait Charles Le Brun Von Henri Turenne

Turenne, Porträt von Charles Le Brun

Gerade im Kinzigtal waren durch die ständigen Belagerungen und Truppenbewegungen selbst die allerletzten Ressourcen der Landschaft verbraucht. Diese Situation im Kleinen spiegelte sich in der machtpolitischen Großwetterlage: Die kriegführenden Parteien erkannten, für das unsäglich leidende Volk zu spät, dass nur durch Kompromiss der nun schon Jahrzehnte andauernde Krieg beendet werden könne:

Man kam sich darin überein, dass alle Kriegsgewalt, auch beispielloses Verbrechen seit Kriegsbeginn 1618, schlicht zu amnestieren sei. Die Prinzipien des Augsburger Interims und Religionsfriedens von 1555 galten nun auch wieder im Kinzigtal, wo man sich doch schon fast hundert Jahre zuvor mit den Fürstenberger Grafen Wilhelm und Graf Friedrich auf ein Nebeneinander der beiden Konfessionen, teils unter Zwang, eingelassen hatte. Fern lag der geplagten Landbevölkerung des Kinzigtals das, was die hohen Herren bezüglich der Reichsunabhängigkeit der Eidgenossen und Holländer oder den territorialen Veränderungen seit 1643 zu Gunsten der Schweden und Franzosen ausgehandelt hatten.

Wichtig war den Hausachern vor allem ein endlich erträgliches Leben bezüglich der Versorgung mit Nahrung und des friedlichen und gesicherten Miteinanders. Recht früh schon, um 1645, begannen die Hausacher erhaltene Strukturen des Gemeinwesens neu zu beleben. So erinnerte sich die total verarmte und ausgeblutete Bürgerschaft, aber auch das Fürstenhaus, der überkommenen Rechte und Pflichten aus lange zurückliegenden Friedenszeiten.

Dennoch war der Friede noch nicht in trockenen Tüchern, solange der Oberbefehlshaber des französischen Heeres, Maréchal de Turenne, im Kinzigtal lag und das Militär trotz allergrößter Not versorgt und einquartiert werden musste. Wie in den vorangegangen Kriegsjahren zogen sich die wenig verbliebenen Hausacher Familien weit in die Berge zurück, wo sie, ebenso wie die Bewohner der Täler, bescheidene Behausungen als Zuflucht und Versteck eingerichtet hatten.

Text: Bernd Schmid
Bild: "In public domain" Vergl. auch Turenne Museum in Sasbach