Das Herrengut Hechtsberg ist Teil des Martinshofes
Otto von Dahmen erweitert das entstehende Gut in schweren Zeiten
1819 Sebastian Harter (vom Hauserbach) mit Ehefr. Theresia Harter, war zunächst Pächter des Martinshofes.
1820 verkauft Jakob Bonaventura Gebele vom Waldstein den Martinshof an seinen Pächter Sebastian Harter. Dadurch dehnt sich die Gemeinde Sulzbach auf die nördliche Flussseite der Kinzig aus.
1828 Anton Kohler (+1834), 2. Ehemann der Witwe Theresia Harter, erbaut
1833 das Herrengut Hechtsberg mit der im Hofraum stehenden Scheuer. (Archiv Einbach Nr. 245) (Einschätzung Feuerversicherung v. 24.11.1853). Das ehemals dazugehörende Taglöhner-Gut wird abgetrennt und an Sebastian Stehle verkauft.
1836 Theresia Harter heiratet in 3. Ehe am 26.4.1836, Jakob Neef (*6.7.1797), Sohn des Wolfacher Ochsenwirts Johann Neef und seiner Ehefrau Magdalena Schnetzer.
1837 Neef verkauft am 26. Oktober wesentliche Teile des Martinshofes an die Standesherrschaft Fürstenberg. (Grundbuch Sulzbach, Nr. 10 S. 36 ff). Dadurch wird ihm erlaubt (Grundbuch S. 47), die Gaststättenerlaubnis (das Wirtschaftsrealrecht) vom Martinshof, rechts der Kinzig, auf das Herrengut Hechtsberg zu übertragen. Zwischen dem alten Martinshof und dem neuen Herrengut war eine Kinzigbrücke mit Widerlagern eingerichtet, die wegen ihrer Reparaturanfälligkeit auch dem Fürsten mit Auflage verkauft wurde. (Brücke muss wenigstens noch 3 Jahre erhalten werden )
16.11.1848
Kaufvertrag im Grundbuch Sulzbach zwischen dem Vorbesitzer Jakob Neef und Conrad Carl Emil Otto von Dahmen (*4.7.1826 in Mannheim +29.2.1896 in Wien) verh. am 10.5.1849 mit Caroline Maximiliane v. Zwackh auf Holzhausen in Handschuhsheim (*10.9.1830 in Mannheim + 31.12.1908 in Wien).
Der Vater des neuen Besitzers, Josephus Alexander Magnus de Dahmen war gebürtiger Gengenbacher (*1.11.1783), später Großherzoglich Bad. Geheimer Rat und Regierungsdirektor des Unterrheinkrs. zu Mannheim sowie Kurator der Universität Heidelberg. Er verstarb mit 80 Jahren in Heidelberg.
Als Kaufobjekt werden alle auf dem linken Kinzigufer, zum ehemaligen Martinshof gehörenden Grundstücke mit den darauf befindlichen Gebäuden und der Gaststättenerlaubnis benannt. Im Westen grenzt das Kaufobjekt an den Besitz der Witwe Breithaupt mit ihrer „Haldenwirtschaft“.
1852 Otto von Dahmen erneuerte am Eingang des Adlerbachtales an der Landstraße auf dem ehemaligen Hofgut des Moritz Stehle, das „Gasthaus zum Hecht“ (Kaufvertrag Dahmen/Reiß v. 18.3.1860). Das Anwesen verfügte über ein eineinhalb stöckiges Wohngebäude, ein Ökonomiegebäude, Stallungen, ein Wasch- und Backhaus. Die ersten Pächter des „Hechten“ Robert Sartori hielten sich allerdings nicht sehr lange: Sartori. 2 Jahre, der 2. Pächter Robert Roser schloß sich 1862, wohl aus wirtschaftlichen Gründen, dem großen Auswandererzug nach Amerika an.
Vermutlich sollte mit der Modernisierung des zweiten. Wirtshauses in Sulzbach - Adlersbach (zwischen 1852 und 1862) der traditionellen Haldenwirtschaft der Familie Breithaupt ein Ende gesetzt werden, was zunächst auch gelang. Die Wirtschaft der Witwe Philipp Breithaupt wird auf dem Vollstreckungswege 1852 versteigert. Die Haldenwirtschaft wurde, wie auch immer, von Sohn Robert Breithaupt ersteigert und konnte von ihm bis zum Jahre 1866 weiter betrieben werden. Das zweieinhalb Morgen große Eigentum des Robert Breithaupt lag innerhalb des Herrengutes Hechtsberg.
Seit 1850, 2 Jahre nach seinem Ankauf des Herrengutes, war Otto von Dahmen Bürgermeister von Sulzbach. Ein Amt, das er nahezu 10 Jahre von Stellvertretern, von Amtsverwesern betreuen ließ. Er nutzte seine Amtszeit, um die in Gant geratenen Hofgüter der beiden Täler Sulzbach und Adlersbach seinem „Herrengut“ einzuverleiben, bevor er die arrondierte Fläche weiter veräußerte und sich mit seiner Familie in Wien, fernab ländlicher Probleme, einen neuen Lebensabschnitt gestaltete.
Der Familie von Dahmen wurden in ihrer Zeit im Herrengut in Sulzbach 6 Kinder geboren. Sophie Amalie (* 30.5.1850 + 31.12.1945 Kreuth / Tegernsee) heiratete am 25.7.1871 den königlich preuß. Major Leopold Frhr von und zu Bodmann. Sohn Otto aus dieser Verbindung wurde am 19.9.1941 im KZ Dachau ermordet.
Der am 3.11.1851 in Sulzbach geborene Sohn Julius Otto Albert verstarb früh mit 15 Jahren. Auch das nachfolgende Kind Wilhelm Franz Xaver Josef *19.5.1853 verstarb am 10.5.1854.
Johann Baptist *15.9.1854 verstarb am 30.1.1916 in Meran. Er war promovierter Jurist als "Großherzzoglicher Bad. Legationssekretär" und arbeitete im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten des großherzoglichen Hauses in Karlsruhe.
Karl Otto, *8.10.1866 erreichte als Reg. Koncipist bei der bosn. Ldesreg. nur ein Lebensalter von 33 Jahren.
Otto Julius Maria * am 19.3.1858 in Sulzbach geboren, heiratete am 21.5.1887 in Wien Amalia Freiin v. Aichen-Mitis. Er verstarb als K.u.K. Bez. Hauptmann am 21.3.1900.
Der Heimatbezug zum Sulzbach ging den Nachkommen der Familie von Dahmen nicht verloren. Der gezeigte Eintrag im Hausacher Kirchenbuch belegt die Geburt der ältesen Tochter Sophie Amalie durch den damaligen Pfarrer Viktor Schmid, sowie den Tod der 95 jährigen Sophie am Tegernsee, als Randnotiz (re.unten) durch den Pfarrer Ernst Würth. Die Zugehörigkeit derer von Dahmen zum Kirchspiel St. Mauritius und deren 10 Jahre langer Aufenthalt in der Gemeinde Sulzbach – Adlersbach ist unauslöschlich belegt.
Über die Motive des Verkaufs des Herrengutes Hechtsberg am 16.3.1860 durch den Sulzbacher "Bürgermeister Otto von Dahmen" an den Frankfurter Bankier Isaak Reiß darf spekuliert werden.
1860 - 1904 Am 17.3.1887 verstarb Commerzienrat Isaak Reiß in Frankfurt und bestätigte Ludwig Ferdinand Otto Reiß per Erbteilung testamentarisch als Eigentümer des Gutes Hechtsberg.
1904 - 1930 Das Großherzogliches Domänenärar / Großherz. Forst- und Domänendirektion kauft mit Grundbucheintrag in Sulzbach vom 8.3.1904 sämtliche zum Hofgut Hechtsberg gehörigen Gebäude und Liegenschaften auf den Gemarkungen Sulzbach, Hausach und Haslach. Das Wohngebäude findet Verwendung durch den „Verein Erholungsheim Bad. Staatseisenbahnbeamter. Mit Hilfe eines gespannten Drahtes konnte eine kleine Bootsfähre nach Fischerbach betrieben werden. Zum 1.10. 1930 stellte das Eisenbahner – Erholungsheim seinen Betrieb ein.
Die großherzogliche Forstdirektion erprobte innerhalb des erworbenen Waldes über 40 fremdländische Baumarten bezüglich ihres Wachstums, ihre Wirtschaftlichkeit und ihrer handwerklich-industriellen Verwertbarkeit. Aus der Versuchsreihe setzte sich die Douglastanne durch, die sich auch wegen der positiven Hechtsberger Versuchsergebnisse rasch im deutschen Forst ausbreitete.
1930 - 1959 Der Gastwirt Friedrich Schmid beantragt am 1.12.1930 seine Gastwirtschaft „Hechtsberg“ (Haldenwirtschaft) von Haus Nr. 8 in das Herrschaftsgebäude, Haus Nr. 1 zu verlegen. Am 22.12.1930 wird im Grundbuch von Einbach der Kaufvertrag zwischen dem Badischen Landesfiskus, Domänenärar und dem Gastwirt Friedrich Schmid und seiner Ehefrau Franziska geb. Buchholz bestätigt. Die Gastwirtschaft „zum Hechtsberg“ wird seit dem 4.8.1931 betrieben. Der hintere Teil des Gutshofes wird von Heinrich Schmid, dem Bruder des neuen Gastwirtes Friedrich, erworben.
1959 – 1976 Die Erbengemeinschaft, Ernst, Hildegard und Anna betreiben das Gasthaus Hechtsberg gemeinsam
1976 – 1998 Ernst Schmid und Ehefrau Martha sind Eigentümer
2001 Hermann und Walburga Schmid kaufen das Anwesen und bauen es zu einem modernen gastronomischen Betrieb um.
Text u. Gestaltung: Bernd Schmid / Recherche Wilhelm Heim und Fritz Mayer / Quellen werden im Text benannt