Der Gutmannshof im unteren Neuenbach
Hof der 3 Einbacher Vögte, eines Einbacher Bürgermeisters und des ersten Einbacher Schulmeisters
Wie bei fast allen bäuerlichen Anwesen unserer Gemarkung beginnt auch beim Gutmannshof die schriftliche Dokumentation über Besitz- und Lehensverhältnisse mit Gräfin Elisabeth von Fürstenberg. Sie war Gattin des Grafen Wolfgang von Fürstenberg und ordnete die lokalpolitischen Verhältnisse des Mittleren Kinzigtals. Unter allen Höfen fällt dabei der Gutmannshof im Vorderen Neuenbach auf: Veltin Gutmannn war Einbacher Vogt (1562-1574), Erhart Gutmann war Vogt von 1621–1629, Hans Gutmann von 1688-1707 und Konstantin Schmid, der in 2. Ehe Karolina Gutmann geb. Klausmann heiratete, war zwischen 1892 und 1910 Bürgermeister von Einbach.
Über Jahrhunderte war so der Gutmannshof Anlaufstelle der Einbacher für Wünsche aus der Bevölkerung. Schwieriger war die Umsetzung der herrschaftlichen Anordnungen. Unter vergleichbaren Verhältnissen trugen solche Hofgüter die Bezeichnung „Vogtshof“. Der Hof trägt bis heute den Namen der „Gutmanns“, die ihn von 1552-1936 insgesamt 384 Jahre bewirtschafteten.
Die Besitzer des Gutmannshofes:
1493 - 1509 Mathis Fritsch
1509 – 1541 Conrat Schüsselin
1541 - 1552 Witwe des Conrat Schüsselin
1552 - 1574 Veltin Gutmann, Vogt von 1562 - 1574. Sein fürstenbergischer Vorgesetzter war der strenge protestantische Oberamtmann Hans Branz. Wiederkehrende Missernten führten seit 1562 in ganz Mitteleuropa zu Hungersnöten und zur weit verbreiteten Pest, zu Cholera und Typhus. Die Verantwortlichen, allen voran der Fürst und seine jeweiligen Amtsleute, lasteten Unschuldigen die Verknappung der Lebensmittel und die hohe Kindersterblichkeit an. In der Folge verdichtete sich im ganzen Kinzigtal Furcht und „Hexernwahn“. In diese Zeit fiel die Vernehmung und Verbrennung der Hausacher Messnerin in Haslach. Am 1. Juli 1564 wurde die „peinliche Befragung“ der Gertrud Senwig aus dem Hauserbach durchgeführt, die der Hexerei bezichtigt wurde. Auch Maria Schneiderin aus Einbach wurde verurteilt und hingerichtet. Ihre Erben hatten die Unkosten zu tragen und äußerten sich gegen ihre unglückliche Angehörige: „der allmechtig erbarm sich irer seelen und wollen derglichen verzweiflung, aberglauben und unrath gnediglich verhueten und ausreuten.“ Veltin Gutmann konnte als Vogt gegen diese Welle öffentlicher Denunziation und Unwissenheit nichts ausrichten.
1574 - 1589 Erhart Gutmann verheiratet mit Luzia Schmider
Erhart Guetmann und sein Sohn Erhart jun. der 2. Einbacher Vogt, werden nach Akten des fürstenbergischen Archivs vom Juli 1587 im Einbacher Musterungsrodel benannt. Sie gehörten zu den wehrfähigen Männern im Neuenbach. Erhart trug eine Rüstung, sein Sohn war Schütze.
1589 - 1629 Erhart Gutmann (jun.) verheiratet mit Affra Uhlin, war Vogt von 1621-1629 und versah sein Amt in einer ebenso schweren Zeit, zumal der Hexenwahn weiter tobte und die Zeichen des 30-jährigen Krieges deutlich auf den Höfen zu spüren waren. Durchziehende Landsknechte mussten in Stadt und Tal verköstigt werden. Die Schanze als Verteidigungsanlage wurde immer wieder durch Frondienst auf Vordermann gebracht. Den Hofbauern wurde angewiesen: „Alle diejenige, so Ross haben, sollen selbige uff den nothfahl hergeben.“ Diese Bedingungen erschwerten erheblich die Arbeit des Einbacher Vogtes Erhart Gutmann, denn er musste ja die fürstlichen Anordnungen gegen den Willen der Bauern überbringen.
1630 - 1649 Hans Gutmann verh. mit Afra Breithaupt
1652 - 1707 Hans Gutmann (jun.) (*1640 / +17.3.1707) verheiratet in
- Ehe am am 9.4.1652 mit Susanna Allgeier (*20.8.1631 Übelbach + 28.12.1655 im Neuenbach
- Ehe am 28.2.1655 mit Maria Decker (*1640/ + 28.4.1701)
Hans Gutmann war Vogt von 1688 - 1707 – Nach dem grausamen und langen Krieg gab es in Hausach nur noch 52 wehrfähige Leute. Im Einbacher Fronrodel wird Hans Guotmann 1663 genannt. Die Leiden des Krieges waren noch nicht beendet. So lieferte Hausach im Jahre 1694 20 000 Portionen „Brod“ an das Wüzsche Regiment, das in Kehl, gegen verheerende rechtsrheinische französische Horden eingesetzt war, während im Kinzigtal die Menschen hungerten. Auch Vogt Hans Gutmann war als Überbringer schlechter Nachrichten nicht um seine Aufgabe zu beneiden.
1707 - 1738 Christian Gutmann (*17.4.1672) , verh. am 13.1.1704 mit Anna geb. Kayser (*15.1.1685) v. Hauserbach
1739 – 1785 Jakob Gutmann (*20.7.1716/ + 24.7.1798) verh. am 3.2.1738 mit Magdalena Schmider (*9.4.1718/ + 2.3.1785)
1785 -1835 Johann Baptist Gutmann (*31.3.1760/ + 15.3.1847) verheiratet in
- Ehe am 6.6.1785 mit Anna Maria Dreyer (*25.2 1762/+ 15.5.1801)
- Ehe am 27.2.1801 mit Catharina Armbruster (*26.3.1771/ + 16.9.183)
1835 -1860 Lorenz Gutmann (* 27.6.1810/ + 16.10.1860) heiratete am 22.5.1832 Agatha Schmid (*18.1.1804 / + 16.12.1850) vom Schillingerhof. Er übernahm den Gutmannshof der Eltern zum Preis von 4850 Gulden.
Zusätzliche 1525 Gulden mussten an den vorteilsberechtigten Bruder Matthias bezahlt werden. 1846 baut Lorenz neben dem Hof noch eine neue Mühle, die bis heute in Ehren gehalten und gepflegt wird. Lorenz ersteigert am 15.11.1852 das benachbarte Gut des Martin Ilg zum Preis von 850 Gulden. (Wohnhaus / Scheuer / Stall / unter einem Dach). Martin Ilg (*1799) war Weber und Sohn des Xaver Ilg (*2.11.1760/ +1801) und der Martha Vollmer. Nach den fürstlichen Schulakten von 1775 war Xaver Ilg der erste Einbacher Lehrer / Schulmeister, der neben seinem Beruf als Weber in seinem Taglöhnerhaus beim Gutmannshof Kinder unterrichtete. Georg Anton Bredelin beendete das Dienstverhältnis des Xaver Ilg wegen mangelhafter Eignung. Zur gleichen Zeit unterrichtete im Hauserbacher Deckerhof Heinrich Wilhelm Sander und Sebastian Kayser (+1778), Bauer auf dem Fuggishof die Hauserbacher Kinder.
1860 - 1877 Severin Gutmann (*21.10.1835/ + 20.4.1876) heiratet Karolina Klausmann (*5.9.1841/ + 16.2.1921) vom Sulzbach. Ihre Eltern: Matthias Klausmann (1800-1881) - Adlersbach und Apollonia Schmider (1810-1861)
Kinder: Theresia (1862-1898) verh. seit 24.1.1888 mit Hermann Uhl (Oberneuenbach). Florian Gutmann (*1863) verh. seit 22.7.1890 mit Magdalena Schmid (Dorfbauer). Richard (*1865-1915) verh. seit 23.1.1894 mit Paulina Schmider (Untererhofbauer-Frohnau). Maria Anna (*4.8.1866) und Hermann (1868-1907). Paulina (1870-1913) verh. seit 14.7.1903 mit Hermann Uhl (Uhlhofbauer) und Ludwig (1873-1942).
1877-1888 Wtwe. Karolina Gutmann geb. Klausmann heiratet in 2. Ehe am 2.10.1877 Constantin Schmid (*21.5.1848 / + 27.11.1929). Seine Eltern: Erasmus Schmid (1806-1880) und Justina Decker (1810-1879. Konstantin war Einbacher Bürgermeister von 1892 - 1910. Kinder: Reinhard (1878-1915), seit 8.8.1911 verh. mit Sophia Schmid, wurde Rasihofbauer. Sophia (1880-1948), seit 30.5.1899 verh. mit Severin Benz (1867-1933), Ernestina (1882-1961), seit 4.8.1917 verh. mit Alfred Schmid ( 1884-1969), Hermeshofbauer, E.-Möhlin.
1921 - 1936 Ludwig Gutmann (*17.8.1873/ +7.5.1942) heiratet am 15.5.1921 Apollonia Schmid (*6.2.1876/ + 24.7.1954 ) Ihre Eltern: Mathias Schmid (1839-1930) Jorchenhofbauer und Susanna Hansmann (1842-1922) Breitenbach.– Das Ehepaar adoptierte Maria Magdalena Link (*26.7.2019), die am 27.5.1942 Mathias Ilg (*1913) vom Schulerhof heiratet. Mit diesem Ehepaar wechselt der Gutmannshof zu den verwandten Armbrusters. Insgesamt bewirtschafteten die Gutmanns ihren Hof 384 Jahre.
1936 - 1975 Roman Armbruster (*29.5.1908/ +10.11.1957) ist Neffe des Vorbesitzers. Seine Eltern: Theodor Armbruster (*1867/ +1953), Dorfbauer und Franziska Schmid (1873-1950) (Jorchenhof/Hirsch). Roman heiratet am 11.1.1938 Amalia Schmider (*29.1. 1911/ + 21.8.1996) vom Simlishof. Sie führt den Hof bis 1975. Ihre Eltern: Lorenz Schmider (1876-1954) und Anna Maria Kohmann (*1881) aus Fischerbach. Der Ehe entstammen 9 Kinder.
1975 - 2015 Franz Ludwig Armbruster (*21.8.1949) heiratet Adelheid geb. Mellert aus Welschensteinach. Der Ehe entstammen 2 Kinder.
2015 - Roman Armbruster (*28.4.84) ist seit 8.8.2015 mit Nadine Boschert verheiratet. Er bewirtschaftetet den Hof im Nebenerwerb.
Text/Gestaltung: Bernd Schmid / Bilder priv.