Ersterwähnung von Wallfahrten zur "Kreuzwoche"
Der Hausacher Kreuzberg, ein spiritueller Ort in erreichbarer Nähe
Pilgern und Wallfahren sowie die Verehrung des Symbols christlichen Glaubens, des Hl. Kreuzes, galt seit den Kreuzzügen des frühen Mittelalters als Glaubenszeugnis. In gleicher Tradition stehen die großen Pilgerreisen zu den Apostelgräbern nach Rom oder Santiago de Compostela. Die Wallfahrtsziele rückten in die erreichbare Nähe der Gläubigen, die ihre Pilgerreise als Dank nach einem Gelübde antraten. Viele erhofften sich die Vergebung schwerer Schuld oder die Heilung ihrer jeweiligen Krankheit. In einigen Kirchenliedern wird der Lebensweg selbst als Pilgerreise dargestellt.
Pilgern und Wallfahren lag im Interesse der Kirche und Herrschaft, weil die beträchtlichen Einkünfte aus diesen Wanderzügen dem Pilgerort, der Kirche und der Herrschaft zugute kamen. Wer nicht selbst pilgern konnte, finanzierte die Pilgerreise eines Stellvertreters. Wer sich seinen Platz im Himmel sichern wollte, gestaltete vor seinem Tod den persönlichen Nachlass zugunsten des Fonds des jeweiligen Wallfahrtsortes. In Hausach entwickelte sich der "Kreuzbergfond", in dessen Kasse auch wegen kleinerer Vergehen Strafgeld zu zahlen war. Umgekehrt flossen aus diesem Fond bei Unglück und Not auch Gelder an die Betroffenen.
So wundert es nicht, dass sich die Hausacher am 8. Oktober über ihren Pfarrer Franz Stahl beim Grafen Friedrich beschwerten, weil nach ihrer Einschätzung der Priester bei "verschienener Kreuzwochen, als man insgemein von allen orten auch gen hausen gangen in seinen predigen ablist und eulenspiegelsbossen vorkommen".
Aus dieser kritischen Hausacher Klageschrift wird zumindest deutlich, dass um diesen Zeitpunkt in Hausach, wie an vielen anderen Orten, ein Pilgerziel zur Verehrung des Hl. Kreuzes war, das auch von der Bevölkerung selbst geachtet wurde. Es wird angenommen, dass an der Stelle der heutigen Kreuzbergkapelle schon ein Kreuz oder eine kleinere Vorläuferkapelle stand, zumal der Hügel, auf dem die Kapelle, etwas vorgelagert zum weiter aufsteigenden Berghang, den distanzierenden Blick auf die Talschaft, die Kirche und das eigene bescheidene Leben ermöglichte.
Text/Bild: Bernd Schmid, Quelle: Bischoff-Chronik