Der Hermeshof

Der „Hermeshof“ wurde nach der Familie „Hermann“ aus dem Breitenbach  benannt. Die  Hermanns (Hermes) bewirtschafteten das Anwesen zwischen 1640 und 1849 als Lehen der Fürstenberger und des Klosters in Wittichen.

Ursprünglich gehörten der Hermeshof, der Schillingerhof und der Hohlengrund, als Viehhütte mit Weideareal, zusammen. Das „Möhlin“, der hinterste Bereich des Einbachtales war überwiegend bewaldet. Daneben waren Ackerbau, Viehwirtschaft und die Jagd  über Jahrhunderte Grundlage der Selbstversorgung der jeweiligen Familien, die den Hof über 22. Generationen bewohnten.

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Ansicht des Hermeshofes um 1900. Das alte Hofgebäude wurde 1916 Opfer eines gewaltigen Hofbrandes. Das Material des Strohdaches ist das besonders geeignete Roggenstroh aus der ersten Ernte nach dem Rüttibrennen. Typisch der große Bauerngarten neben dem Haupteingang vor dem Speicher: Der Garten versorgte die Familien im Sommer, der „Spicher“ und der Keller garantierten, dass auch im Winter reichlich Nahrungsmittel zur Verfügung standen. 

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Der Hermeshof (Süd/Ost -Ansicht) war einer der stattlichsten Höfe im Tal. Er ist Heimat von 22 Familiengenerationen. Bei den Städtern zählte die Würde und Ausstrahlung des jeweiligen "Hermesbur". Er war eine einflussreiche Persönlichkeit, auf dessen Wort geachtet wurde. 

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Groß war auch die Verwandtschaft, die sich diesem Hof zugehörig fühlte und sich auch gerne auf der großen Treppe fotografieren ließ. Entsprechend wurde gemeinsam gefestet und gefeiert. Zum Hermesbauer gehörten vorwiegend die Leute vom Schillingerhof, vom Isidorenhof, vom Rasibauernhof, von der Gumm und dem Hohlengrund. 

Das „Rüttibrennen“ gehörte schon immer zum Hermeshof. Dabei ging es weniger um die Offenhaltung der Landschaft. Ursprünglich forstwirtschaftlich genutztes Gelände, vor allem Niederwald wurde etwa im Rhythmus einer Generation, durch das Rüttibrennen umgewandelt, um danach den landwirtschaftlichen Fruchtanbau (Roggen) zu ermöglichen. Beim Rüttibrennen war Nachbarschaftshilfe unerlässlich. Durch schweißtreibende Vorarbeiten in steilen Hanglagen musste das Holz des Niederwaldes geschlagen, die „Bengel“ geborgen und das Reisig gebündelt werden. Das anfallende Holz diente dem eigenen Verbrauch und dem Verkauf. Die „Wellen“ (Äste, Reisig) wurden vor allem beim Befeuern des Backofens und beim Schnapsbrennen gebraucht.

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Bild um 1910 Nachbarschaftshilfe beim Rüttibrennen. Vordere Reihe v.li. Severin (von der Schiere), Robert, Knecht auf dem Hermeshof, Wendelin Künstle Stehend von li. Florentin Decker (Deckerhof), Josef Decker ( Gumm), Gottfried Rauber, Matthias Bächle (Hohlengrund), Josef Oberfell, Hansjörg (Knecht Hermeshof), Alfred Schmid (Hermesbauer), Anton Künstle, Seferin Oberfell (Waldhüter), N.N. Breithaupt („Webers“)

Besonders hart war die Arbeit mit den langen Haken vor der Glut, die über das Gelände gezogen wurde. Die dadurch entstehende Holzasche war der beste Dung für die nachfolgende Roggen-Aussaat. Der „ausgeruhte“ Boden war zusätzlich Garant für eine gute Ernte. Das Stroh des zu erwartenden Getreides war wegen seiner Stärke und Härte besonders gefragt bei der Eindeckung der Hofdächer. So meinte der Bauer gelegentlich, dass die „Reute“ wertvoller als der Hochwald sei. Ein letztes großes „Rüttibrennen“ arrangierte der Hermeshof im September 1976. Eingeladen waren viele frühere Helfer, die lokale Prominenz und ein Kamerateam des Südwestfunks.

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Das letzte große Rüttibrennen auf dem Hermeshof im September 1976 war auch ein großes mediales Ereignis. Die Arbeit der „starken Männer“ wurde vom Kamerateam des SWR dokumentiert. 

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Vo. Li. Hermann Oberfell, Markus Buchholz (Ortsvorsteher Einbach), Ludwig Schmid (Jorch), Manfred Kienzle (Bürgermeister Hausach), Alfred Schmid, Silvester Schmid (Hermesbauer), Mathias Decker, Alfred Schmid, Fridolin Breithaupt, Maria Schmid, Silvia Schmid (Silvia Lauble, heute Hermesbäuerin), Luitgard Schmid, Konrad Decker.

Die Besitzverhältnisse:

1493 – 1528 Hans und Erhard Gilg bewirtschaften zunächst gemeinschaftlich den hintersten Hof in der Möhlin.

1528 - 1541 Das Anwesen gehört dem Hans Gilg. Der Einbach damals „Burgbach“ genannt , lässt Fragen bezüglich der Bezeichnung des Gewässers „Einbach“ offen. Möglicherweise lag das „Mühlenrecht“ bei der Herrschaft auf der Burg, beim Haus Fürstenberg (Gräfin Elisabeth auf Burg Husen), sowie der Schirmvogtei Kloster Wittichen, die im „Mehlin“ Steuern festlegte und erhob.

1541 - 1552 Hans Gilg , Witwe

1552 – 1572 Die Söhne Jakob und Galle Gilg führen das Gut gemeinschaftlich weiter.

1576 - 1593 Jakob übernimmt den Hermeshof, Galle Gilg erhält den Schillingerhof.–. Der Hohlengrund, der ursprünglich nach Rodung als „Viehhütte“ eingerichtet war, ist um1518 zur Bewirtschaftung dem Lienhard (Erhard) Gilg, einem Enkel des Hans Gilg überlassen.

1593 -1594 Jakob Gilg, Michael Gilg , Michael Decker sen. Michael Gilgs Witwe

1594 -1616 Michael Decker sen. – Agatha geb. Legeler

1616 -1633 Michael Decker jun. Anna geb. Gutmann

In 2. Ehe heiratet Anna Gutmann Bernhard Hermann (Breitenbach)

1653-1663 Hans Hermann Afra Legler

1680 - 1706 Adam Hermann (*1639+1692) heiratet am 3.7.1656 Maria geb. Vetter (+1691) vom Schiedenberg in Fischerbach. Kinder: Bernhard (1657-1704), Klausmannshofbauer, Matthias (+1659) und Michael.

1685 Michael Hermann (*1662 -+1706) – heiratet

  1. Ehe: 7.2.1685 Margaretha geb. Schwägler (+1689) (Wolfach),
  2. Ehe Barbara geb. Benz

1706 Galle Oberle – Barbara Hermann Wtwe geb. Benz

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Souverän präsentiert sich Silvester, der "Hermesbur" (3.v.li) zwischen seinem Bruder Ludwig, dem "Jorchebur" und dem Einbacher Bürgermeister Alois Benz im Kreise seiner Jagdfreunde. Die Jagd gehörte immer zur Möhlin. 

Durch eine geschickte Dreifachhochzeit waren der Schillinger- und Hermeshof wieder im Besitz der Familien Schmid (Rasihofbauer, Schillinger und Hermann)

1720 - 1745 Franz Hermann (*31.5.1688/ +27.2.1744) heiratet am 9.6.1710 Luitgarda geb. Benz (+5.2.1737) Kinder: Maria, Georg, Katharina, Maria Anna, Susanna Hermann (*14.12.1720/ +3.1.1785) heiratet am 8.2.1745 den Rasihofbauer Christian Schmid (*19.4.1718+29.9.1772) und Moritz.

1745 -1783 Moritz Hermann (*27.6.1722/ + 21.2.1763) heiratet ebenso 8.2.1745 Maria Magdalena geb. Schmid (*30.6.1720/ +22.10. 1803). Eltern: Johannes Schmid (*3.6.1675), ,Rasihofbauer, und Anna Maria Schillinger (*6.4.1687/ Hochzeit am 24.4.1712/ +14.5.1756) Maria Magdalenas älterer Bruder Johannes Schmid (*8.6.1716/ + 25.12.1762) wird durch Einheirat in 2. Ehe am 25.6.1754 Schillingerhofbauer.

1783 - 1811 Christian Hermann (*9.12.1758/ +26.11.1810) heiratet am 8.3.1783 Barbara geb. Harter aus Oberwolfach

1811 -1849 Anton Hermann (*28.5.1787/ +29.1.1849) heiratet in

  1. Ehe am 23.8.1808 Monika geb. Harterin (*2.4.1789/ +9.3.1829) aus Kaltbrunnn . Kinder: Christina (*29.6.1809), Karolina (*1.10.1810+28.12.1810) , Maria Antonia (*22.12.1811) Maria Cölestina (*25.3.1813), Marzellin(*23.5.1814+2.12.1837), die Zwillinge Kosmas (*22.9.1815+26.10.1816) und Damianus (22.9.1815+15.1.1816), Theodor (*24.1.1817+1.3.1818), Bibiana (*30.11.1818), Walburga (*6.2.1820 ), Theodor (*20.10.1821+10.2.1826), Theresia Hermann (*25.101823+17.3.1824), Sophia (*23.3.1826+29.3.1827). In der
  2. Ehe 1830 heiratet er Franziska geb. Schmid (*4.3.1780/ + 10.12.1849), Wtwe. des Johann Georg Schuler (*7.9.1766/ +4.3.1822), Einbach-Clußen), Pächter „ Auf der Gumm“ Aus dieser 1. Ehe der Franziska stammen die Kinder Konstantin (*12.5.1810/ +31.8.1870), Maria Ida (*2.11.1811/ +26.10.1844), Ludwig (*26.8.1813/ +24.5.1843), Cäcilia (*1.11.1815/ + 5.4.1818), Johann Georg (*6.4.1817/ +29.9.1822), Marzellin (* 22.3.1819/ +27.4.1900) in der Frohnau.

Walburga (*6.2.1820) heiratet in 1. Ehe 23.10.1849 Fidelis Schmider aus dem Sulzbach In 2. Ehe Franz-Joseph Becherer. Mit Walburga endet die Geschichte der Hermanns auf dem "Hermeshof". 

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Großmutter Albertine (*24.5.1859/ +25.2.1937) und Mutter Ernestine im Kreise der Enkelkinder Rosa, Ludwig (hinten), Alfred und Silvester 

Seit 1853 leben die Schmids auf dem Hermeshof:

1853 -1883 Silvester Schmid (*29.12.1816/ + 1.6.1879) heiratet am 22.9.1853 Genoveva geb. Armbruster (*1.1.1828 in Einbach Gechbach/ +7.3.1881). Eltern des Silvester sind: Lorenz Schmid (*27.7.1766 in Hausach – Hagenbuch/ + 16.7.1847) Spänlehofbauer verheiratet in 2. Ehe am 28.5.1813 mit Theresia Schmider (*23.8.1785/ +1.10.1845). Eltern der Genovefa: Johannes Baptist Armbruster (*22.5.1786/ +26.12.1861) Kuretshofbauer Gechbach verheiratet am 30.1.1815 mit Maria Eva Schmid (*28.11.1790 vom Schillingerhof/ +29.3.1843 im Gechbach)

1883 Ludwig Schmid (*29.7.1854 ) heiratet am 3.7.1882 Albertine (*24.5.1859/ +25.2. 1937) geb. Schmider (Käppelehof - Kinzigtal-Langenbach) Kinder: Alfred, Silvester (*1886+1958), heiratet am 18.9.1911 Monika Schmider und wird Schillingerhofbauer, Luise (*1890) heiratet am 15.4.1913 Silvester Schmid Isodorhofbauer / Spänlehof Hauserbach (*1881+1965)

1917 Alfred Schmid (*3.6.1884 + 2.4.1969) – heiratet am 4.8.1917 Ernestine geb. Schmid vom Gutmannshof (*7.10.1882/ +31.12.1961) Kinder: Ludwig (*22.5.1918/ +24.9.1994) Jorchenhofbauer, heiratet Cäcilia Armbruster (*1914+1967), Silvester (*1.1.1921/ +15.1.2007) Alfred (*7.6.1922/ +9.1.1991) heiratet 1958 Monika Armbruster (1911-1992).

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Alfred und Ernestine mit ihren Kindern Silvester, Rosa, Alfred und Ludwig. Bild um 1935

1960 Silvester Schmid (*1.1.1921/ + 15.1.2007) heiratet am 24.4.1952 – Ernestine geb. Decker (* 7.7.1932/ +27.6.2016) (Auf der Gumm) Kinder: Rosa Schmid verh. mit Konrad Schmalz, Maria Schmid verh. mit Heinrich Haseidel, Silvia Schmid verh. mit Wilhelm Lauble, Luitgard Schmid verh. mit Reiner Louis.

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Silvester Schmid (*1.1.1921/ + 15.1.2007) heiratet am 24.4.1952 – Ernestine geb. Decker (* 7.7.1932/ +27.6.2016) (Auf der Gumm).

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Die Hermesbäuerin Silvia Schmid mit ihrem Ehemann Wilhelm Lauble vom (Tiefenbachhof Schwanenbach). 

Text und digit. Gestaltung: Bernd Schmid, Bilder priv. vom Hermeshof u. v. städt. Museum