Die französischen Besatzer
Die Besatzer bestimmen
Bereits im Mai 1945 wurde der Kreis Wolfach von einem Kreiskommandanten der französischen Militärregierung übernommen. Er residierte in Wolfach und verfügte, dass sämtliche Schriftstücke, die an seine Verwaltung gerichtet werden, in französischer Sprache zu verfassen seien.
Zunächst hatten die Gemeinden eine Liste vorzulegen, auf der alle männlichen Bewohner im Alter von 16 bis 60 Jahren aufzuführen waren. Auch mussten alle Mitglieder, die der NSDAP, der SS, des NSKK und des NSFK angehörten, schriftlich gemeldet werden. Ebenso war eine Aufstellung der aus der Kriegsgefangenschaft bereits heimgekehrten Soldaten anzufertigen. Im Januar 1946 erging die Aufforderung, auch eine Auflistung der weiblichen Einwohner im Alter von 16 bis 60 Jahren abzugeben.
Heimkehrende Soldaten hatten sich auf der Ortskommandantur oder in Wolfach zu melden. Zuerst entließen die Amerikaner, dann die Engländer Kriegsgefangene. Zögerlich zeigten sich die Franzosen, da sie die Gefangenen zur Aufbauarbeit im Lande behielten. Mancher von den Amerikanern oder Engländern entlassene Soldat wurde erneut aufgegriffen und über das Entlassungslager Tuttlingen nach Frankreich transportiert. Die Russen hielten die Gefangenenlager dicht. Nur spärlich erreichten die Lebenszeichen der Gefangenen auch die Heimat.
Wegen der Eisenbahn wurde in Hausach eine französische Pioniereinheit stationiert, denn die Franzosen waren selbst interessiert, dass die schwer mitgenommene Schwarzwaldbahn wieder betriebsfertig wurde. Schließlich rollte der Nachschub der Armee von Straßburg über den Schwarzwald nach Osterreich. Ab August 1945 war die Strecke Offenburg - Radolfzell wieder befahrbar, obwohl das Hornberger Viadukt erst am 22. April 1945 gesprengt worden war.
Die Hausacher mussten jeden Samstag ein Pferdegespann mit Pritschenwagen auf Kosten der Gemeinde vor die französiche Ortskommandantur in Wolfach für Fahrdienste abstellen. Der in Hausach stationierten französischen Kompanie stand Capitaine Freson vor. Im Zivilberuf war er Eisenbahn-Ingenieur. Für ihn musste im Beamtenhaus (heute Apotheke Iff-Schön) eine vollständig eingerichtete Wohnung bereitgestellt werden. Die Ortskommandantur befand sich im Herrenhaus.
Hausach hatte Unterkunft zu schaffen für die "Besatzer": Im Oktober 1946, 9 Quartiere für Offiziere, 49 für Unteroffiziere, 60 private Quartiere für Mannschaften. Zur weiteren Unterkunft dienten zwei Wohnbaracken und eine Fabrik als Mannschaftsquartier mit 22 Betten.
Auch für die Einrichtung bis zum Kaffeelöffel hatte die Einwohnerschaft gegen Quittierung der Leihgaben aufzukommen. An jedem Hauseingang musste eine Liste mit den Bewohnern angebracht sein. Schutzbriefe an Betrieben und Geschäftshäusern sollten vor Übergriffen schützen.
Mitte des Jahres lockerten die Franzosen die nächtliche Ausgangssperre auf die Zeit von 24 Uhr bis 4 Uhr. Am Heilig Abend hob man die Sperrstunden auf, um den Gang zur Mitternachtsmesse zu ermöglichen. Es wurde aber verfügt, den Zutritt zur Kirche auch Gläubigen französischer Nationalität zu gewähren.
Als ein französisches Plakat abgerissen worden war, hatte die Gemeindeverwaltung 12 ehemalige Mitglieder der Hitlerjugend zu stellen. Sie mussten vom Samstag, 17 Uhr, bis Montag, 8 Uhr, die neu aufgehängten Plakate bewachen und als Doppelwache beim französischen Fahnenmast stehen.
Text: Kurt Klein / Bild Archiv Kurt Kled Schmidin
Digitale redakt. Bearbeitung: Bernd Schmid