Die Vorboten des 30-jährigen Krieges
Verordnungen, Pest und Hexenwahn
"Sterbende Läufe und geistige Pest"
Nachdem der junge Graf Christoph gerade volljährig seine Herrschaft über Hausach und Haslach angetreten hatte, erging eine amtliche Beschwerde über den Hausacher Pfarrer Stahl. Es wird von "sterbenden Läufen" (Pest) berichtet. Stahl halte sich eine Konkubine und weigere sich wegen der gefährlichen Pest Kranke zu besuchen. Beicht höre er "kupplenweis" (gruppenweise). Auf offenem Feld würde er Bauersleute während des Pflügens von ihren Sünden lossprechen. Der in Hausach amtierende gebildete Arzt Dr. Bürgamin verteile eine Medizin, die, unmittelbar nach Ansteckung eingenommen, gegen die schlimme Krankheit helfen könne. Wieviele Bürger der "schwarzen Seuche" zum Opfer gefallen waren, ist nirgends verzeichnet.
Dagegen wurde über die Opfer der "geistigen Pest" schon genauer "Buch geführt". Oberamtmann Simon Fink führte in den Kostenrechnungen über die Malefizgerichtsbarkeit im Kinzigtal Buch.
Schließlich sollte das konfiszierte Vermögen der Betroffenen einem "guten Zweck" zugeführt werden. Die Quellen zu den Kriminalsachen der Abteilung "Criminalia" wurden im Donaueschinger Archiv im 19. Jh. gelöscht, so dass kein fürstenbergisches Protokoll in Malefizsachen vorhanden ist.
In der Herrschaft Kinzigtal sollen zwischen 1562 und 1631 mehr als 30 Personen wegen Hexerei hingerichtet worden sein. Exakte Opferzahlen sind wegen der fehlenden verlässlichen Quellen nicht mehr feststellbar.
Allzu bereitwillig fand man für alles Unglück die eigentlich "Schuldigen". Es waren Frauen und Männer aus fast allen sozialen Schichten, die unter der Folter des "Aufziehens" durch eine fest vorgegebene "Interrogatoria" gestanden, mit dem Teufel einen Pakt geschlossen zu haben.
1590 hatte Graf Albrecht die Ausrottung der Kinzigtäler Hexen angeordnet. Der protestantische Oberamtmann Branz berichtet dem Grafen 1598 über das Hexenlaster im katholischen Kinzigtal. 1601 forderte Graf Friedrich III die Kinzigtäler erneut zur Hexenverfolgung auf.
Im Juni wurde nach den Angaben in der Bischoff'schen Chronik eine Frau festgesetzt, "die auf Befehl des Satans ihre Kuh getötet habe und mit sieben weiteren Weibspersonen in der Walpurgisnacht auf den Kandel gefahren sei " Darunter war auch die Ehefrau des Schultheißen. Der Obervogt berichtet am 27. Juni, dass man die "Buhlinnen des Teufels" wegen ihrer großen Zahl gar nicht mehr im Turm unterbringen könne.
Text: Bernd Schmid
Quellen: Muta, Kazuo: Fürstenberg, Grafschaft. In: Lexikon zur Geschichte der Hexenverfolgung, hrsg. v. Gudrun Gersmann, Katrin Moeller und Jürgen-Michael Schmidt, in: historicum.net, URL: www.historicum.net/no_cache/persistent/artikel/5580/