Fertigstellung des Herrenhauses

Das neue Wohn- und Verwaltungsgebäude, das Herrenhaus wird  fertiggestellt

Am 25. Oktober 1904, zum Zeitpunkt der obigen Fotografie, freute sich die evangelische Kirchengemeinde über das neu erstellte Gotteshaus zwischen der Eichenstraße und der damaligen Hauptstraße (heute Eisenbahnstraße). Zu dieser Zeit feierte das Herrenhaus schon seinen 135. Geburtstag.

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Herrenhaus um 1905 mit dem Zinn(s)haus (re) und Ökonomiegebäude (li)

Es war noch vor 1770 über einem gewaltigen Kellergewölbe des Jahres 1741 errichtet und fertig gestellt worden. Ein neues, rerpräsentatives Verwaltungs- und Wohngebäude war sicher auch Ausdruck des anfänglich großen wirtschaftlichen Erfolges, den die Chefs der 2. Generation Johann Georg Oschwald und Rittmeister Ott zum Ende des 30- jährigen Pachtvertrages dem Fürsten dokumentieren wollten. Immerhin hatten sie zwischenzeitlich mit 120 000 Gulden die Werksstruktur zeitgemäß, vom Kanal- und Brückenbau zur Einrichtung einer Zeinen-, Pfannen- und Löffelschmiede und einem schönen "Seegarten" (1747) modernisiert.

Einer 10 - jährigen Vertragsverlängerung stand nichts im Wege, dennoch wollten die Werksleiter Oschwald und Ott das Werk aus unbekannten Gründen nicht mehr weiterführen.

Die Lage war so desolat, dass bei den Stadtvätern und im Haus Fürstenberg über die Demontage der Werksanlage östlich des Herrenhauses nachgedacht wurde. Lediglich das neu erstellte barocke Herrenhaus und das Laborantenhaus sollten erhalten bleiben. In letzter Minute fand sich mit der Wolfacher Schifferschaft eine Interessentin, die in den neuen 10-Jahresvertrag einwilligte. Doch auch hier wurden die wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllt, der Vertrag wurde vorzeitig aufgehoben. Am 1. Januar 1776 wurde das Eisenwerk aufgehoben. Über die Revolutionsjahre und die folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen wurde das Herrenhaus und die Pfannenschmiede sehr eingeschränkt genutzt. Mit dem neuen Jahrhundert sollte 1804 aber wieder eine Blütezeit für das Werk und das Herrenhaus einsetzen.

Während des Interims wurde das Hammerwerk bescheiden weiter betrieben. Schon vor 1750 arbeitete im Werk der handwerklich geschickte Pfannen- und Löffelschmied Michael Speckle, der aus Tirol eingewandert war. Er bewohnte mit Frau und Kindern zunächst das Laborantenhaus, in dem am 3. Mai 1754 Sohn Joseph Anton Speckle, der spätere Abt von St. Peter geboren wurde.

Ebenso stammte der Kohlermeister Jakob Haselwander, der 1743 eingewandert war, aus Tirol. Mit dem Beruf des Kohlers verband man zur damaligen Zeit überwiegend Negatives. "Dunkle" Machenschaften wurden unterstellt Erst nach der dritten Anfrage gewährte der Stadtrat dem Haselwander "auf gebott und verbott" (Auf Widerruf) das Bürgerrecht, nachdem der Frohnau-Bauer Schmid bereit gewesen war, dem Haselwander am Eingang des Breitenbachtales einen Baugrund gegen 250 Gulden und 2 Gulden Trinkgeld zu veräußern. Ein Nachfahre des Jakob Haselwander ist Friedrich August Haselwander (1859-1932), der Erfinder des Drehstrommotors ist. Zu seinen Ehren, vielleicht auch mit Rücksicht auf seinen Vorfahren, den Kohlermeister Jakob, benannten die Stadtväter die "Haselwanderstraße" vor dem Breitenbachtal zum Gedenken an die geniale Erfindung und den ehrwürdigen Kohlermeister Jakob.

Bild: Städt Museum (Udo Prange)
Text u. Gestaltung: Bernd Schmid, Quelle: Städt. Archiv