Geburtsstunde der Industrie in Hausach
Litschgi und Bucheisen erhalten die Erlaubnis ein Hammerwerk zu bauen
Am 14. Juli 1740 erhielten von der Hofkammer in Donaueschingen die Brüder Litschgi, die schon in Wolfach zuvor ein Schmelzwerk betrieben hatten, die Erlaubnis zur Errichtung eines Hammerwerks oberhalb der Stadt Hausach, und zugleich durften sie hierzu einen Hochofen zur Verhüttung der in den benachbarten Bergwerken gebrochenen Erze bauen.
Sie sollten das Bau- und schließlich auch das Brennholz zum Betrieb der Werke aus den Herrschaftswaldungen unentgeltlich bekommen, mussten sich dagegen aber verpflichten, der Herrschaft nach Ablauf der Bestandszeit Hochofen und Hammerwerk ebenfalls unentgeltlich heimfallen zu lassen. Aber schon 13 Jahre nach der Betriebseröffnung starb der letzte der Brüder Litschgi - sein jüngerer Bruder war einige Jahre zuvor als Beständer ausgeschieden - und die Witwe, die an sich berechtigt gewesen wäre, das Werk bis zum Jahre 1770 weiter zu betreiben, traute sich das offenbar nicht zu.
Auf jeden Fall wandte sie sich an die Hofkanzlei und schließlich auch an den Fürsten in Donaueschingen und bat, man möge ihr, die sich sonst nur Schulden mit den beiden Werken auflüde, sie abnehmen, wie es nach dreißig Jahren ohnedies ausbedungen war, oder aber die Herrschaft möge die Werke den beiden Unternehmern Georg Oschwald, einem gebürtigen Hausacher, und dem Schaffhauser Rittmeister Ott zu denselben Bedingungen in Bestand geben, wie sie anno 1740 ihrem verstorbenen Mann und seinem Bruder übertragen worden waren.
Mit letzterer Lösung war dann auch die Hofkammer einverstanden, und die beiden Unternehmer, von denen jeder wirklich eine Zier seines Standes und aus dem richtigen Unternehmer- und Fabrikantenholz geschnitzt war, die sich aber gegenseitig nicht ausstehen konnten, begannen nun die Wirtschaft auf Hammerwerk und Ofen, und sie hätten wirklich auch mit viel Erfolg dieses erste Industriewerk Hausachs auf- und ausgebaut, wäre ihr Streit nicht so ins Große gewachsen, dass sie sich völlig entzweiten und die Kammer um Ablösung, d. h. eben um Übernahme des Werkes und zwar wieder, wie es von Anfang an ausbedungen war, unentgeltlich bitten mussten.
Das kam wirklich einem Bankrott gleich, dabei hatten die beiden Unternehmer das schöne und sehr teure Herrenhaus des Werkes gebaut, das in seinem nahezu alten Bestand noch heute zu sehen ist, und das noch heute den alten Namen „Herrenhaus" trägt. Anno 1770 sind die beiden Streithähne auseinander gegangen, und so sah sich die Landesherrschaft mit einem Mal im Besitz eines großen und für die Verhältnisse der damaligen Zeit sehr bedeutenden Industriewerks, das sie aber, obwohl auch sie Werke betrieb wie die Donaueschinger Brauerei, doch nicht selber behalten wollte und konnte.
Vielmehr wurden jetzt wieder Interessenten für die Unternehmung gesucht, aber es ging doch lange, bis passende Männer gefunden wurden. Indessen meldete sich dann schließlich doch als Interessent die Wolfacher Schifferschaft, zumeist großzügige Leute, die in der Fremde, mit der sie ja dauernd Fühlung hatten, das großräumig angelegte Wirtschaften als den einzigen richtigen Weg zum wirtschaftlichen Erfolg kennen gelernt hatten. Und diese Flößer trauten es sich zu, die an und für sich bei richtiger Wirtschaftsführung durchaus rentable Hammerschmiede mit Gewinn, jedenfalls mit leidlichem Erfolg, umzutreiben.
Freilich fanden sich dann aber auch in ihrem Schoß nicht die richtigen Männer für solch ein Unternehmen, und man war in Donaueschingen schließlich froh, als man wenigstens die Pfannenschmiede an zwei Handwerker austun konnte, den Pfannenschmied Michael Speckle, der aus Wangen im Allgäu eingewandert war, und an den Posthalter Glück. Der Sohn des erstgenannten Michael Speckle erwies sich nachher als einer von Hausachs großen Söhnen, er wurde Prälat und zeitweise Vorsitzender der Breisgauer Landstände, der bis zur Säkularisation seines Klosters St. Peter dessen Abt gewesen war.
Text: Hermann Schneider-Strittmatter, Aus "Chronik der Stadt Hausach", 1966
Digit. Bearb. Bernd Schmid Bild: Stadtarchiv