Graf Wilhelm steht auf Seiten der Reformation
Graf Wilhelm fördert in der Ortenau und im Kinzigtal den reformierten Glauben
Nach dem Ableben der frommen und kirchenfreundlichen Gräfin Elisabeth am 29. Sept. 1540 waren die katholisch erzogenen Söhne Friedrich und Wilhelm die rechtmäßigen Erben. Beide sollen in ihrer Art, weniger im Aussehen, sehr unterschiedlich gewesen sein: Friedrich ausgeglichen, besonnen, Wilhelm, der älteste Sohn Graf Wolfgang (* 07.01.1491 - + 21.08.1549) wild, kriegerisch und Anhänger reformierter Glaubensvorstellungen.
Riezler: "Durch seinen Antheil am würtembergischen Zuge mit dem Kaiser verfeindet, trat Wilhelm 1536 als oberster Anführer des deutschen, 6000 Mann starken Fußvolkes in die Dienste Franz I., für den er in den folgenden Jahren in Piemont wie in der Picardie hervorragende Thaten verrichtete. An der Spitze seiner Landsknechte, die er in strenger Zucht zu halten verstand, begleitete er den König 1538 nach Nizza zur Zusammenkunft mit Papst Paul und setzte die Franzosen in Staunen, als er trotz der Aufforderung des Connetables von Montmorency sich weigerte, dem Papste den Fuß zu küssen. Denn schon hatte er sich, allem Anschein nach aus innerer Ueberzeugung, der Reformation, und zwar der calvinischen Richtung, angeschlossen und wie denn in diesem Zeitalter auch Charaktere, von denen man es nicht erwartet, von kirchlichem Eifer sich ganz durchdrungen zeigen, so leistete auch Wilhelm der religiösen Reform namhafte Dienste. Er wohnte der Versammlung der evangelischen Stände zu Schmalkalden und dem Religionsgespräche zu Marburg bei und verschaffte der neuen Lehre in seinen Herrschaften im Kinzigthal und in der Ortenau Ausbreitung. 1546 beauftragte er den Straßburger Prediger Hedio mit der kirchlichen Visitation dieser Gebiete. Nachdem er aber im Februar 1548 das Kinzigthal an seinen Bruder Friedrich abgetreten, wurde durch diesen, jedoch ohne Härte und Gewaltmaßregeln daselbst das Interim durchgeführt."
Selbst auf die Enteignungsdrohung des Kaisers bleibt Wilhelm Anhänger des reformierten Glaubens. Er schließt sich dennoch dem kaiserlichen Heerzug gegen Frankreich an und wird bei Epernay gefangen genommen. Friedrich zahlt für seine Freilassung ein hohes Lösegeld von 30 000 Goldkronen.
Seelisch und körperlich gebrochen zog sich der "wilde Graf" auf Schloss Ortenberg zurück. Er starb 1548 und liegt in Haslach begraben.
Text: Bernd Schmid