Gründung einer Sanitätsabteilung

Die Sanitätskolonne Hausach war zunächst eine Abteilung des Militärvereins

Aus der Vereinschronik von Alfons Streit

In der damaligen Heimatzeitung findet die Gründung der Sanitätskolonne Hausach keine Erwähnung. Es ist anzunehmen, dass die Gründungsversammlung in der damaligen Bierbrauerei "Zum Grünen Baum" stattfand. Diese Gaststätte war lange Jahre Übungslokal unserer Sanitätskolonne, und der Wirt Georg Schmid gehörte selber zu den Hausacher Bürgern, die sich für diese gute Sache entschieden. Wir wissen nur, dass die neugegründete Gemeinschaft aus der Kasse des Militärvereins eine Starthilfe von 40 Mark erhielt. Es meldeten sich außerdem 18 Mitglieder des Militärvereins, die in der neuen Sanitätskolonne aktiv mitwirken wollten: Es waren Florentin Borho, Ludwig Dorner, G.A.Rist, Joh. Hirt, J. Sailer, Anton Siefert, Wilh. Wunsch, Johann Georg Schmider, Gottfried Waidele, B. Frommer, E. Seeholzer, August Gaiser, Otto Lauble, Ludwig Armbruster, Heinrich Eberle, Bernhard Menk, Franz Rosenthal und Georg Schmid, Bierbrauer.

Ihre erste Erwähnung findet die Kolonne im "Kinzigthäler', in der Ausgabe vom 6.11.1900, als die Hausacher zusammen mit den Hornberger, Schiltacher und Schapbacher Sanitätern an der Schlussübung der Freiwilligen Sanitätskolonne des Männerhilfsvereins Wolfach teilnahmen.

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Dass die Hausacher Kolonne schon im Folgejahr 1901 funktionierte, zeigt die Beteiligung unserer Sanitäter mit ihrem Kolonnenarzt Dr. Vieser an der Hauptübung am Pfingstmontag in Hornberg sowie ihre eigene erste Schlussübung am Stadtwald in Hausach. Wie uns der "Kinzigthäler" berichtet, wohnten dieser Übung auch die Nachbarkolonnen Wolfach und Hornberg bei. Der Landesverein wurde durch den Hofapotheker Ströbe aus Karlsruhe vertreten. Das zahlreich erschienene Publikum verfolgte mit großem Interesse die vortrefflichen Leistungen im Anlegen von Notverbänden und den Transport von Verwundeten. Nach der Übung versammelten sich sämtliche Sanitäter im "Engel", so hieß früher der "Hirsch".

In seiner Denkschrift "Eine Erinnerung an Solferino" hatte Henry Dunant seine schrecklichen Kriegserlebnisse geschildert und vorgeschlagen, Gruppen von freiwilligen Helfern zu gründen, die im Kriegsfalle ohne Unterschied auf Nationalität die Verwundeten versorgen könnten. Er konnte viele Staatsoberhäupter und Regierungen der Welt von seiner Idee überzeugen. Nachdem Dunants Vorstellung verwirklicht war, wurden als Dank für die unermüdliche Tätigkeit mit der 1. Genfer Konvention am 26. l0. 1863 die Schweizer Landesfarben als Erkennungszeichen für die neu gegründete Hilfsorganisation festgelegt.

Auch in der Reihe der Hausacher Vereine hat die Sanitätskolonne schon nach kurzer Zeit ihren Platz gefunden. Während der dreitägigen Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Regierungsjubiläums S.K.Hoheit des allverehrten Großherzogs beteiligten sich am Sonntag, dem 27.4.1902, neben dem Gemeinderat von Hausach, Einbach und Sulzbach die Sanitäter zusammen mit den übrigen Hausacher Vereinen am großen Festzug durch unser Städtchen.

Hier noch einige Namen von Hausacher Bürgern, die gleich in den ersten Jahren der Sanitätskolonne beitraten und viele Jahre uneigennützig für sie tätig waren: Josef Stehle, Friedrich Schoch, Emil Moriz, Konrad Stehle, Wilhelm Stähler, Wilhelm Vollmer. Im gleichen Jahr fand auf dem Fabrikgelände des Eisenblech-Walzwerkes in Hausach eine wohlgelungene Schlussübung statt, an der die Kolonnen von Hausach, Steinach, Hornberg, Wolfach, Schiltach und Schapbach teilnahmen. Nach der Übung erfolgte ein Parademarsch der Kolonnen durch die Stadt zum "Hirsch", woselbst ein gemütliches Beisammensein den Nachmittag beschloss. Dort beleuchtete in Namen des Hausacher Vereinsvorstandes Oberlehrer Sauer die Vorzüge der Sanitätskolonnen und brachte auf den Protektor des Landesvereins, den Großherzog und seine Gemahlin ein Hoch aus. Dr. Vieser sprach er für seine besondere Aufopferung den Dank der Kolonne aus.

Text/Bild: Alfons Streit / Digit.Bearb. Bernd Schmid