Gründungsjahr des Männergesangvereins "Liederkranz"

Die Gründung lag im Interesse des Militärvereins

Nach dem gewonnenen Krieg waren Kameradschaft und Zugehörigkeit gefragte Werte

Es vergingen drei Monate bis die Hausacher Öffentlichkeit am 8.2.1876 über eine bescheidene Pressemitteilung erfuhr, dass nun „endlich“ auch, wie in den Nachbargemeinden ein Gesangverein gegründet worden sei. 

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Das älteste Gruppenbild des Männergesangvereins "Liederkranz". Vorne sitzend der junge Vorstand und Dirigent Hauptlehrer Brandt mit Söhnchen Wilhelm, liegend li. Carl Otto Wolber re. Benjamin Uhl.

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Kinzigtäler v. 8.12.1876

Der Militärverein stand bei der Vereinsgründung Pate. Denn zur „Förderung des deutschen Nationalbewusstseins“ nach dem gewonnen Krieg gegen den Erbfeind, gehörte eben vor allem auch die Präsentation dieses Leitmotivs durch die Pflege der Kameradschaft und des deutschen Liedes.

Von den stolzen Hausacher Teilnehmern der Feldzüge 1866 und 1870/71 waren viele gleichzeitig Mitglied des Militärvereins und des Gesangvereins. Der Ort unter der Burg zählte damals gerade mal 1364 Einwohner. Die wegweisenden „Zugpferde“ waren Gründungsmitglieder beider Vereine wie: Carl Otto Wolber, Benjamin Uhl, Georg Schmider, Reinhard Streit,Valentin Dorner, Johann Steinwandel, Joseph Koenig und Gustav Adolf Rist.

Beide Vereine gaben sich auch ähnlich strenge Statuten: „ Personen, von denen bekannt ist, dass sie in gesellschaftlicher Beziehung nicht friedliebend, vielmehr händel - und streitsüchtig sind, können zur Aufnahme nicht zugelassen werden.“ - Wer ohne Entschuldigung bei den Proben fehlte, musste 10 Pfennig (Wert eines Viertel Weines) in die Vereinskasse bezahlen. Es gab auch ein „Ehrengericht“, das durch die einfache und geschärfte Rüge ein Vereinsmitglied tadeln oder sogar vom Verein ausschließen konnte. Wer umgekehrt ohne hinreichenden Grund aus dem Gesangverein austreten wollte, musste eine Abfindung von 10 Mark Strafe (25 Flaschen Wein) bezahlen. Das war schon ein gewaltiges Druckmittel.

Im Jahr der Vereinsgründung wurde die badische Landeswährung (Gulden und Kreuzer) durch die kaiserliche Währung (Mark und Pfennig) abgelöst. Die Verunsicherung war groß Gesucht wurden „unbescholtene Männer, die „volljährig und mit den nöthigen Stimmmitteln begabt sind“ Der erste Vorstand und Dirigent, Herr Hauptleher Jakob Franz Brandt, begann seine Probenarbeit mit vier ersten und vier zweiten Tenören, mit vier ersten und fünf zweiten Bässen. Brandt war seit 1869 Leiter der Rathausschule und hatte im Rathaus eine schöne Wohnung mit Flügel, um den sich schon der seit langem bestehende Kirchenchor während der Proben scharte. Brandt versah, wie damals üblich, als Lehrer auch den Organistendienst in der Dorfkirche.

Das Probenlokal des Gesangvereins „Liederkranz“ befand sich, aus verständlichen Gründen, im 2. Stock der Bierwirtschaft Steinwandel (Schwabenhans), die allerdings noch kein Klavier stehen hatte. Daher wurde für den ersten Dirigenten eine Violine angeschafft. Um nach der Probe ausgiebig auch die Geselligkeit pflegen zu können, wurde beim Großherzoglichen Bezirksamt die Verlängerung der „Feierabendstunde“ beantragt.

Schon bald am 23. Juni 1876 zeigte der Männergesang-Verein Liederkranz sein Können in der „Schmider`schen Gartenwirtschaft“ (Bahnhofshotel) zu Gunsten derer, die durch Regen oder Hochwasser geschädigt waren.

Nach dem 10- jährigen Bestehen versiegen die schriftlichen Informationen über den jungen Verein. Der Vorstand und Dirigent legte seine Ämter aus gesundheitlichen Gründen nieder. Benjamin Uhl wird neuer Vorstand und Kassier, Karl Stehle neuer Organist, übernimmt vorübergehnd das Amt des Dirigenten. Nach der Anschaffung der Partituren wurden damals folgende Lieder gesungen: „Wenn das atlant`sche Meer, ..Eine alte Geschichte,….Am vollen Fass, …Ein Jäger ging zu pirschen, ….Meister Bender, ….und Frühlingslied“

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Am 12. September 1897 feierte der "Gesangverein Walzwerk" seine 1. Fahnenweihe. 

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"Sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede" Die 2. Fahnenweihe mit den gezeigten Motiven war am 31.7.1926

Text u. Gestaltung: Bernd Schmid, Quelle: Festschrift 100 Jahre Gesangverein "Liederkranz-"