Hausach erhält erneut die Rechte einer Stadt zuerkannt
Die "Gemeinde" Hausach darf wieder die Bezeichnung "Stadt" führen
Das Protokoll der Feierlichkeiten liegt im städt. Archiv
Mit dem Inkrafttreten der neuen „Deutschen Gemeindeordnung“ verlor Hausach im Jahre 1935 die Stadtrechte und wurde zur Gemeinde herabgestuft. Die Badische Gemeindeordnung vom 23.09.1948 revidierte die Regelungen aus dem Dritten Reich. Mit Urkunde des badischen Innenministeriums vom 17.04.1949 wurden Hausach die Stadtrechte wieder verliehen; die Übergabe der Urkunde erfolgte am 05. Juli 1949 durch den badischen Staatspräsidenten Dr. Leo Wohleb im Rahmen eines Festaktes im Hausacher Rathaus.
-Stadtarchiv Hausach / Helmut Spinner-
„Amtliches Nachrichtenblatt“; Bericht vom 8. Juli 1949 (Nr. 2/1.Jg.)
"Mit dem Aufkommen der neuen Deutschen Gemeindeordnung vor etwa 25 Jahren ging Hausach, wie zahlreichen andern kleinen Städten unserer Heimat, sein altes Stadtrecht verloren, das es seit dem 13. Jahrhundert, also nahezu 7 Jahrhunderte lang, besaß. Die Wiedergutmachung dieses Unrechts erfolgte am Dienstag, 5. Juli, in einem Festakt, an welchem sich Herr Staatspräsident Wohleb, Herr Innenminister Dr. Schüly, Herr Kreisgouverneur Rendinger und Fürst Max Egon von Fürstenberg beteiligten. Von Böllerschüssen und einem flotten Marsch der Stadtkapelle begrüßt, trafen die Herren kurz nach 13 Uhr am Rathaus ein, wo ein Mädchen einen festlichen Prolog vortrug und Blumen überreichte.
Der Festakt fand unter zahlreicher Beteiligung der hiesigen Einwohnerschaft im Bürgersaale des Rathauses statt und war von Liedern von Volksschülern umrahmt. Herr Bürgermeister Heizmann begrüßte die hohen Gäste und würdigte mit herzlichen Worten die Bedeutung des Tages für die Geschichte der Stadt Hausach. Im weiteren Verlauf seiner Ansprache richtete er an den Staatspräsidenten die Bitte, die Gemeinde in ihren Bemühungen, als zentraler Ort des Kinzigtales Schulstadt zu werden, zu unterstützen. Er endete mit einem Hoch auf den Staatspräsidenten und die Staatsregierung.
In längeren Ausführungen streifte anschließend Herr Staatspräsident Wohleb das Unrecht, das den zahlreichen kleinen Städten mit ihrer fleißigen Bevölkerung durch die Wegnahme der Stadtrechte zugefügt wurde. Nach dem Zusammenbruch zeigte es sich am deutlichsten, dass gerade kleinere Städte und Landgemeinden die Möglichkeit gaben, wieder raschestens an die Aufbauarbeiten heranzugehen. Es sei nunmehr von der Staatsregierung aus gesehen nur eine Billigkeit, diesen Plätzen wieder ihre alte Bezeichnung „Stadt“ zu gewähren. Er sagte auch zu, dass er alles tun werde, was in seinen Kräften steht, dass dem Wunsche, Hausach zu einer Schulstadt zu machen, entgegengekommen werden könne. Er beabsichtige, in Hausach ein neunklassiges Gymnasium aufzubauen, und noch in diesem Herbst solle mit dem Aufbau begonnen werden. Er schloss mit herzlichen Glückwünschen an die Gemeinde zu der Aushändigung der Urkunde über das Stadtrecht, welche anschließend Herr Innenminister Dr. Schüly vornahm.
Nach dem eigentlichen Festakt richtete Fürst Max Egon von Fürstenberg herzliche Worte an die Versammlung. „Er fühle sich als Hausacher und freue sich mit den Hausachern, dass der Stadt wieder ihre Rechte verliehen wurden, welche ihr einer seiner Ahnen vor langer Zeit bereits gab. Mit Mut, Tapferkeit und Gottvertrauen gelte es nun, die Zukunft zu gestalten.“ Er wandte sich dann an die Schuljugend, dankte ihr für die Lieder und ermahnte sie, in den Fußstapfen ihrer Vorfahren weiterzuschreiten.
An den Festakt schloss sich ein Mittagessen im Gasthof zum Hirsch an. Hier ergriff der Staatspräsident noch einmal das Wort und versicherte u.a., dass er alle Möglichkeiten ergreifen werde, um den Abbau der Mannesmann-Werke zu verhindern. Herr Kreisgouverneur de Rendinger brachte zum Ausdruck, dass seine Teilnahme an der Feierlichkeit nicht als Vertretung der Besatzungsmacht, sondern als Freund der Bevölkerung gewertet werden solle. Seine Zusammenarbeit mit den deutschen Stellen geschehe im Sinne der Förderung des Wohles der Bevölkerung.
Gegen 16 Uhr verabschiedeten sich die Gäste, um nach Schiltach weiterzufahren."
Quelle: Städt. Archiv H.Spinner / Digit. Bearb. Bernd Schmid