Hinter allem steht eine Biographie
Fridolin Schoch, zerstörte Zukunft?
Einer der ersten Hausacher, die das Konradihaus in Konstanz besuchten war Fridolin Schoch. Vikar Ernst Würth wollte auch dem begabten Hütebub die schulische Vorbereitung auf den Priesterberuf ermöglichen. Nach achtjährigem Unterricht in der Hausacher Volksschule, bestand Fridolin Schoch 1936 die Aufnahmeprüfung in die Quinta des "Schlageter-Gymnasiums" (in Friedenszeiten Heinrich-Suso-Gymnasium) Konstanz. So vorbereitet, wurde er ins bekannte Konradihaus mit dem damaligen Präfekten, dem späteren Weih- bischof Karl Gnädinger, aufgenommen.
Die Nationalsozialisten hatten kurz zuvor das angesehene Konstanzer Gymnasium nach Albert Leo Schlageter benannt, der gerade mal ein Jahr Schüler dieser renommierten Bildungseinrichtung gewesen war. Dagegen gehörte Schlageter schon seit 1922 zu den Nationalsozialisten und war, gemäß nationalsozialistischer Propaganda, ein "Held und Märtyrer". Der Direktor des Gymnasiums, Dr. Breithaupt, von Haus aus Demokrat und Humanist, weigerte sich, vielleicht gerade wegen der NS-Namensgebung, seine Schüler für die Hitler-Jugend anwerben zu lassen.
Das führte zum Konflikt: „… Alle übrigen Schulen seien in der HJ, nur das Gymnasium nicht; das Konradihaus würde die Stadtschüler infizieren. Sie hätten beim Einholen des Maibaums aus dem Fenster geschaut und die unter strömendem Regen vorbeiziehende HJ-Begleitung angegrinst. Das sei das wahre Gesicht des Gymnasiums, es sei nicht wert, den Namen Schlageters zu tragen.“
Dieser politische Konflikt trug wohl mit dazu bei, dass Ende 1940 Fridolin Schoch und seine Mitschüler ohne Rücksicht auf den noch ausstehenden Schulabschluss zum Reichsarbeitsdienst eingezogen wurden. Ein Jahr später, mit Beginn des Ostfeldzuges 1941, waren die jungen Schüler zum Militärdienst verpflichtet. Im September 1942, wurde Fridolin Schoch, nach schwerer Ruhr-Erkrankung in Rußland, ausgerechnet im ehemaligen Klassenzimmer des Schlageter - Gymnasiums gesund gepflegt, das zwischenzeitlich zum Lazarett umfunktioniert worden war. Die hoffnungsvollen Pläne dieser begabten jungen Menschen waren durch den Krieg, vor allem durch die Menschen verachtende NS-Ideologie zerstört.
Was blieb war eine betrogene Generation junger begabter Menschen, körperliche und seelische Wunden aber auch die enge Verbindung Fridolin Schochs mit seinem Förderer und Ortsgeistlichen Ernst Würth. Wohl nicht nur zum Trost schenkte er Fridolin Schoch 1948 sein 98iger-Sachs-Motorrad, damit dieser als Schwerbehinderter den Arbeitsplatz am Schalter des Hornberger Postamtes besser erreichen konnte.
Selbst schwer vom Krieg gezeichnet, stand Fridolin Schoch als VdK-Ortsvorsitzender den Kriegsversehrten und Kriegerwitwen mit Rat und Tat zur Seite. Er war sowohl Gründungsmitglied der Kriegs-Versehrten-Sportgruppe wie auch der Männerriege des TV Hausach. Fridolin Schoch wirkte in den städtischen Aufbaujahren der Nachkriegszeit Jahrzehnte im Gemeinderat und war vor allem für die "Husacher Fasent" ein humorvoller Kommentator der Fastnachtsumzüge.
Eine beispielhafte Biografie dafür, wie Lebensträume, Seifenblasen gleich, platzten. Beispielhaft aber auch wie diese geschundenen Menschen optimistisch die Basis dafür legten, dass den nachfolgenden Generationen Vergleichbares erspart bleiben möge.
Text/Bild: Manfred Schoch / Digit. Bearb. Bernd Schmid