Mathilde Müller, Mutter der evangelischen Kirchengemeinde
Die evangelische Kirchengemeinde erhält ein Gotteshaus
Voraussetzung des lang gehegten Wunsches, auch in Hausach ein eigenes evangelisches Gotteshaus zu haben, war die Schenkung der großzügigen Gönnerin Mathilde Müller, die als Gastronomin des Bahnhofhotels durch den Eisenbahnbetrieb ein ansehnliches Vermögen erwirtschaften konnte. Als evangelische Christin in einer armen evangelischen Diasporagemeinde gab sie wieder an ihre Gemeinschaft zurück.
Mit der Übereignung eines ausreichend großen Grundstücks an der Eisenbahnstraße ermöglichte Mathilde Müller die Planung des Neubaus einer evangelischen Kirche. Als Dank und ihr zur Ehre widmete ihr die Stadt die "Mathilde-Müller-Str", die im Osten an das damalige Gelände der Spenderin angrenzt. Sie gilt daher neben Ferdinand Reiß als entscheidende Förderin der evangelischen Kirchengemeinde in Hausach.
Kurt Klein: "Bald wurden Pläne entworfen, bis ein Vorschlag von 35.000 Mark auf dem Tisch lag. Dazu konnte die opferbereite Kirchengemeinde 7500 Mark aufbringen, die durch den Karlsruher Oberkirchenrat auf 13 000 Mark aufgestockt wurde. Mühsam konnte die Gesamtsumme für den Bau gesichert werden. 1903 begannen die Arbeiten. Noch vor Einbruch des Winters stand der Rohbau; am 25. August 1904 bezogen die Gläubigen das Gotteshaus. Mit einem Abschieds- gottesdienst im Gasthaus "Zur Eiche" begannen die Feierlichkeiten. Unter dem Klang der Kirchenglocken setzte sich der Festzug unter Vorantritt der Kirchenchöre aus Hausach, Gutach und Haslach zur Kirche in Bewegung. Die Knaben trugen die Bibel sowie Altargeräte, während die Mädchen Blumen und auf einem Samtkissen die Schlüssel für das neue Gotteshaus mitführten."
Die junge evangelische Kirchengemeinde zählte um die Jahrhundertwende 154 Gläubige, so dass die neue Kirche auch nur für 200 Gottesdienstbesucher ausgelegt war. Als Dekan der Diözese Hornberg übergab Pfarrer Mayer das Gotteshaus an Pfarrer Boeckh, der somit erster evangelischer Festprediger und Pfarrer im neuen Hausacher Gotteshaus war.
Text: Kurt Klein/Bernd Schmid
Bild: Repro Kurt Klein