Neue Blüte für das Herrenhaus und das Werk

Simon und Louis Görger waren im Herrenhaus die erfolgreichsten Unternehmer

Freiherr von Üchtritz war deren Unterpächter

1804 01 Industrie

28 Jahre Revolutions- und Kriegswirren hatte das Herrenhaus mit Werk seit seiner Schließung im Jahr 1776 einigermaßen schadlos überstanden. Zunächst versuchte sich Michael Speckle mit seiner Schmiede bei der ländlichen Bevölkerung nützlich zu machen, ab 1792 bewohnte ein Herr Gestenfeld das Herrenhaus, der es mit einer Spinnerei und der dazugehörenden Textilbleiche auf den Herrenhaus Wiesen versuchte. 1793 wird im Herrenhaus ein Lazarett eingerichtet, in dem 750 französische Kriegsgefangene vor ihrem Weitertransport nach Ungarn notdürftig versorgt wurden.1795 versuchte ein neuer Pfannenschmied Franz Gopps aus der Schweiz sein Glück. Wegen "übler Haushälterei" wurde sein bescheidenes Inventar versteigert. 1796 sollte die Pfannenschmiede und die Bleiche auf 50 Jahre von der Stadt selbst betrieben werden. Schon wegen des Kohlestaubs musste die Bleiche eingestellt werden, es zeigte sich auch schnell, dass die benannten Räte mit der Führung dieses Projekts überfordert waren.

Als am 25.8.1797 Ludwig Drion aus dem Elsässischen Weinort Barr das Werk mit Herrenhaus zu einer Pacht von 1000 Gulden übernommen hatte, herrschte wieder Aufbruchstimmung. Drion orderte sein Rohmaterial (Masseln) in Hammereisenbach und sicherte sich jährlich 1000 Klafter Holz zum Betrieb der Köhlerei. Mit dem späteren Schönauer Eisenwerk-Direktor Ludwig Drion hätte das Hausacher Werk seinen Aufschwung genommen, wenn sich Drion in den nachrevolutionären Umtrieben nicht so sehr verwickelt hätte. Die Stadt konfiszierte kurzerhand das Werk und verpachtete es erneut an den Gaggenauer Unternehmer Simon Görger. Drion verklagte die Stadt Hausach bis zum Jahre 1811 auf Schadenersatz. Drion verlor per Gerichtsentscheid.

Die beiden Brüder Simon und Louis Görger konzentrierten sich trotz Schwierigkeiten der Eisen- und Holzbeschaffung auf die Erweiterung ihres Betriebes. Louis kaufte 1801 das markgrafliche Eisenwerk in Gaggenau. Simon konzentrierte sich bis zu seinem Tode 1807 auf das Hausacher Werk, dessen Betrieb er durch einen 50- jährigem Pachtvertrag absicherte. 1846 wurde der Vertrag vorzeitig gegen Entschädigung zu gunsten der Stadt von 3 300 Gulden aufgelöst. Die beiden Töchter des Simon spendeten in Erinnerung an ihre schöne Hausacher Zeit im Herrenhaus dem Spitalfond 250 Gulden, für den zu erwartenden Bau einer Kirche 50 Gulden.

Neben dem Herrenhaus wird ein Ökonomiegebäude erstellt, eine herrschaftliche Ziegelhütte nimmt ihren Betrieb auf, pro Jahr werden 3000 Klafter Holz verarbeitet, das Rennfeuer wird direkt mit dem Hammerwerk verbunden. Die Firma sichert 80 Hausachern einen Arbeitsplatz. Geplant war der Einbau eines Walzwerkes.

Während das Eisenwerk Louis Görger in Gaggenau weiter expandiert, fällt das Herrenhaus und das Hausacher Werk wieder in einen 42-jährigen Dornröschenschlaf, aus dem es erst wieder 1888 durch Heinrich Sohler erweckt werden sollte.

Text und Gestaltung: Bernd Schmid
Bild: Städt. Archiv