Philipp Jakob Glück richtet Posthalterei ein

Die Posthalterei zur „goldenen Krone“ in Hausach brachte Wohlstand und Unglück

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So präsentierte sich die Krone nachdem Anton Armbruster 1836 das Anwesen kostenaufwendig umbauen und ein weiteres Stockwerk aufsetzen ließ. Eine breite Steintreppe führte in das Gasthaus, helle Gästezimmer wurden eingerichtet, um den Innenhof gruppierten sich Stallungen, Wagenremisen und ein Ökonomiegebäude. – Die westlich gelegene Hufschmiede (später Metzgerei Winterer) ließ er abbrechen und erstellte eine Postwagenhalle mit großem romanischen Eingangstor für die ankommenden Postkutschen. 

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Franz von Taxis richtete im Auftrag Kaiser Maximilians I. im Jahre 1490 die erste durch Deutschland führende Postlinie von Innsbruck nach Mechelen ein.

Postreiter, die des Lesens und Schreibens kundig sein mussten, beförderten zuverlässig Briefe, zu Wirtshöfen, die nach Bewährung als Poststation eingerichtet wurden.

Kaiser Maximilians Nachfolger, Kaiser Karl V. (1519– 1556), führte nach seinem Regierungsantritt weitere zeitlich genau festgelegte Reitpostkurse(Wege) ein. Die Postmeister, die einer Poststation vorstanden, waren angesehene Leute. Ihre Söhne und Töchter verheirateten sie oft mit Kindern aus anderen Posthalterfamilien.

Zunächst verlief kein Postkurs durch das Kinzigtal. Briefe wurden nach Schaffhausen geleitet, von dort brachten Postreiter die Briefe über Villingen nach Hornberg und später nach Zell (Gröbern). Erst 1742 wurde ein Postkurs von Frankfurt über Offenburg nach Basel eingerichtet. Handwerksburschen, Fuhrleute und Händler brachten die Post durch das Kinzigtal auch nach Hausach. Ab 1756 wurden zweimal wöchentlich in Hausach Briefe ausgeliefert.

Der erste Postwagen Straßburg - München durch das Kinzigtal startete am 5. Januar 1760. Ab Hausach fuhr die sechsspännige Postkutsche über Hornberg, Langenschiltach über Donaueschingen nach Meßkirch.

Ein stummer Zeuge steht an der Ostwand der Hausacher Dorfkirche. Interessant die unterschiedliche Färbung des Augenpaares

1772 entschloß sich Schultheiß und Kronenwirt Philipp Jakob Glück (* 22.11.1723) zur Übernahme der Posthalterei, was ihm zu noch größerem Reichtum verhalf. Er war in erster Ehe (12.2.1754) mit Maria Anna Bürkle aus Schutterwald verheiratet. Der Ehe entstammt der spätere Erbe Johann Jacob. Die 2. Ehe schloss er am 15.1.1760 mit Anna Maria Kohlerin, Tochter des Ortschirurgen Michael Kohler.

Täglich waren in der Krone fast 50 Pferde mit ihren Lenkern untergebracht. Doch den so erworbenen Reichtum wollten ihm einige Hausacher nicht gönnen. Im Hausflur der Krone wurde ihm aus Rache oder Neid das rechte Auge ausgeschnitten. Er starb im August 1787. Sein Grabstein (re) wurde aufbewahrt mit der Inschrift: „Sollte meine Sinte greeser sein, als Schmerzen die ich litt, da man mit kaum erherter Pein mirs rechte Auge auschnitten o Wanderer so sei so menschlich, bitt mich frei.“

Sohn Johann Jakob verpachtete die Krone auf 20 Jahre an den Wolfacher herrschaftlichen Gartenwirt Jakob Neef, da er es, wohl auch wegen der Freveltat an seinem Vater vorzog, eine Wirtschaft in Oberkirch zu betreiben.

1808 heiratete Glücks Tochter Caterina den Waldmeister Alois Nittinger, der somit neuer Kronenwirt und Posthalter wurde.

Nach 1811 nahm die Badische Regierung die Post in ihre eigenen Hände. In der „Posthalterei zur goldenen Krone“ in Hausach wurden für die Postwagen von auswärts kommend die Pferde ausgewechselt.

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Ein stummer Zeuge steht an der Ostwand der Hausacher Dorfkirche. Interessant die unterschiedliche Färbung des Augenpaares 

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Viele edle Gäste logierten in der Krone, bevor es am Folgetag weiter nach Bad Rippoldsau oder über die Höhenhäuser ins Elztal ging. Je nach Witterung und Reichtum der Reisenden wurde in der Krone eine Reisechaise zur Weiterfahrt gebucht.

1836 kaufte der junge Bauernsohn Anton Armbruster aus dem Schapbachtal die damalige Krone zum Preis von 33 000 Gulden. Das Haus hatte ein Erdgeschoß und einen ersten Stock. Durch ein Tor (heute Treppe) fuhren die Postwagen ein und aus. Armbruster ließ das Anwesen kostenaufwendig umbauen und ein weiteres Stockwerk aufsetzen. Eine breite Steintreppe führte in das Gasthaus, helle Gästezimmer wurden eingerichtet, um den Innenhof gruppierten sich Stallungen, Wagenremisen und ein Ökonomiegebäude. – Die westlich gelegene Hufschmiede (später Metzgerei Winterer) ließ er abbrechen und erstellte eine Postwagenhalle mit großem romanischen Eingangstor für die ankommenden Postkutschen.

Darüber richtete er einen großen Tanzsaal ein, der mit der Gastwirtschaft verbunden war. Er zierte seine "Krone" stolz mit dem Schild „Hotel de la couronne d`or“.

In den besten Zeiten brachte die Posthalterei seinem jungen Besitzer jährlich 3000 Gulden ein. Viele hohe Gäste kehrten bei ihm ein und lobten die Gastlichkeit des Wirtes, vor allem aber die gute Küche des Hauses, die von seiner schönen Ehefrau Karolina geführt wurde. Sie war die Tochter des wohlhabenden Schapbacher „Ferdishannsen-Bauer“. Armbruster war großzügig gegen Wallfahrer, Gaukler und Musikanten, die bei ihm immer gegen ein „Vergelts Gott“ eine Suppe oder eine Unterkunft erhielten.

Armbruster besaß 40 Pferde, beschäftigte Postexpeditoren, Posttillione, Kellner. Köche und Köchinnen, sowie Pferdeknechte, Mägde und Tagelöhner. An der "Rutschhalde" (re. neben dem Baugebiet Hegerfeld) versuchte er sich erfolglos als Winzer.

Wenige Jahre vor dem Bau der Badischen Eisenbahn nach Hausach endeten Reichtum und Wohlstand in der „goldenen“ Krone. Das ganze Anwesen wurde mit Inventar im Jahre1854 versteigert. Um der Besitzer-Familie Anton Armbruster einen Unterschlupf zu geben, kaufte der wohlhabende Schwager aus Schapbach das neben dem Hammerwerk gelegene „Gasthaus zur Eiche“, das Anton Armbruster bis zu seinem Tode bewirtschaften durfte.

Die goldene Krone wechselte von nun an in rascher Folge ihre Besitzer: 1854 die General-Witwen-Kasse in Karlsruhe, 1868 - 1887 Reinhart Streit, Guido Kittler, Luis Hauser, 1887 Angelika Schoch, 1889 Florentin Schmider. Durch den ständigen Eigentumswechsel verkleinerte sich das Anwesen. Übrig blieb das große Gebäude.

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1914 kaufte Gustav Ecker die Krone und richtete wieder eine Gaststätte, daneben einen Gemischtwarenladen ein. Das Geschäft wurde durch ein Schaufenster sichtbar gemacht. Das ehememalige Postkutschengebäude wurde später als Metzgerei (Karl Winterer) umgestaltet. Vor der Krone stehen von li. Frau Ecker (Mutter von Heinrich Ecker) eine Dienstmädchen, die Großmutter mit dem Kind Hermann auf dem Arm. Im Eingang steht Gustav Ecker. 

1914 erwirbt Gustav Ecker das Gebäude und richtet wieder die Gaststätte ein. Daneben entsteht eine „Handlung“, die durch ein Schaufenster sichtbar gemacht wird. 1932 übergibt der kulturell sehr engagierte Gustav Ecker die Krone seinem Sohn Franz, der sie bis 1969 als Gasthaus führt. Während der schweren Zeit des Krieges wurden die ausgedehnten Räumlichkeiten vor allem für die Versorgung der Zwangsarbeiter der Fa. Mannesmann genutzt. Seit 1974 ist die Krone im Besitz der Familie Navarro.

Text: Bernd Schmid, Bilder: H.Ecker / Städt.Museum
Quelle: Heinrich Ecker