Progymnasium / Gymnasium
Auf dem Weg zur Schulstadt Hausach
Im Wettstreit mit Wolfach entscheidet die bessere Verkehrsanbindung
Angeregt hatte Staatspräsident Leo Wohleb diese schulische Neuorientierung anlässlich des Richtfestes zum Wiederaufbau des 1947 abgebrannten Wolfacher Schlosses.
Immerhin besuchten schon in den ersten Nachkriegsjahren 422 Schülerinnen und Schüler des ehemaligen Kreises Wolfach die Gymnasien in Offenburg, Villingen, St. Georgen sowie private Schulen in Donaueschingen und Konstanz. Nicht einmal die Hälfte davon konnte im Progymnasium der Wolfacher Bürgerschule aufgenommen werden.
Bürgermeister Eugen Heizmann verfügte über die geeignete Baufläche in Bahnhofsnähe und entwickelte mit dem Gemeinderat ein Konzept, das den Übergang der Schulträgerschaft von Wolfach nach Hausach ermöglichte. Leitung und Aufbau des Progymnasiums wurden Studienrat Benno Volk anvertraut, der damit die weiterführende schulische Einrichtung für den Kreis Wolfach in der französischen Besatzungszone zu verantworten hatte.
Nach den strengen Aufnahmeprüfungen am 13.9.1949 und den Neuanmeldungen im September 1949 wurden die Schüler des „neusprachlichen Gymnasiums“ zunächst ab 15.9.1949 in den Räumlichkeiten des Herrenhauses, das der Firma Mannesmann gehörte, und im Erdgeschoss der damaligen Volksschule unterrichtet.
Die Notwendigkeit eines eigenen und neuen Schulgebäudes stand außer Frage. In Kooperation des Hausacher Architekturbüros Stehle und des Karlsruher Dipl. Ingenieurs Wilderer wurde ein dreistöckiges Schulgebäude geplant, das schon im Mai 1950 genehmigt werden konnte.
Richtfest feierte die neue Schulgemeinschaft in Anwesenheit des Initiators der neuen Schule, Staatspräsident Leo Wohleb und des Landrates Heß, der im Wolfacher Amt die Entscheidung für den Schulstandort Hausach begründete.
Die Pädagogen der ersten Stunde hatten keinen leichten Auftrag. Vor allem in der Übergangsphase bis zum Bezug des neuen Gymnasiums gab es Hindernisse zu beseitigen und Hürden zu überwinden, die im heutigen Schulbetrieb nicht vorstellbar sind:
So waren Ernährungskontrollen durchzuführen und darüber Bericht zu erstatten, die Fahrpläne der Bahn diktierten häufig den Stundenplan, Chorsingen samstags um 6:45 Uhr nach beschwerlicher Anfahrt oft mit dem eigenen Fahrrad, Fachunterricht ohne Fachräume etc.
Dennoch folgte dem Schulleiter der zweite Studienrat Hans Winter schon am 12.9.1949. Die Studienräte Klessinger und Dr. Eugen Renner sowie Reallehrerin Mathilde Hollerbach wechselten von der Wolfacher Bürgerschule (Unterricht bis Klasse 10) nach Hausach. Am 17.September 1949 wurden die Studienräte Beyer, Althardt, Knoch und Irslinger nach Hausach versetzt. Der in der französischen Zone vorgeschriebene französische „Assistent“ der „Direction de l`education publique, du Gouvernement militaire“ war André Petite.
Unter den ersten 200 Schülern befanden sich 160 auswärtige Kinder, die mit der Bahn Hausach erreichten und anfangs nur zwischen 8:00 und 12:05 Uhr unterrichtet werden konnten.
Nach drei Jahren Gymnasium Hausach wurde erstmalig 1952 von 6 Schülern und 2 Schülerinnen das Abitur abgelegt. Es waren Wilhelm Bühler, Bruno Bührer, Else Faißt, Elisabeth Katz, Rainer Merckle, Eckart Renner, Dieter Ropertz und Günther Stulz.
Der wohl berühmteste Hausacher Abiturient Wolfgang Schäuble aus Hornberg, aktueller Präsident des Deutschen Bundestages in Berlin, verließ als Abiturient 1961 das Hausacher Gymnasium. Er wurde anlässlich seiner Reifeprüfung mit dem Preis für Geschichte ausgezeichnet.
Am 22.11.1949 konstituierte sich erstmalig auch ein Elternbeirat, dem Schulleiter Volk, Bürgermeister Heizmann, ein Lehrervertreter, der Schularzt Dr. Katz, drei ortsansässige und 3 auswärtige Elternvertreter angehörten.
Nicht unerwähnt bleiben soll der Hausmeister der ersten Stunde. Emil Benz versah seinen Dienst bis 1961 mit Würde. Die Schülerinnen und Schüler mochten ihn wegen seiner überaus freundlichen und höflichen Art, mit der er pünktlich das Ritual des Öffnens der Schule versah und bei Bedarf eine liebe Aufmunterung in den Schultag mitgeben konnte.
Erste Schulsekretärin war Paula Schmid, spätere Ehefrau des Heinrich Ecker, der bis ins hohe Alter www.hausach-chronik-online.de mit seinen umfassenden lokalen Kenntnissen informiert und aktiv im Städt. Museum mitarbeitet.
Bei der Bearbeitung dieses Berichts wurden auch für mich Erinnerungen wach, wie es sich der erste Schulleiter Benno Volk bei der Schulgründung erhoffte: „Wenn Ehemalige ihren „Kasten“ wieder beträten, sei er ihnen besonders vertraut durch den typisch intensiven Geruch, der alte Erinnerungen zu wecken vermag.“
Dabei denke ich mit Freude an die vielfältigen kulturellen Impulse, die vom Gymnasium Hausach bis heute auf die Region ausstrahlen. Ich glaube, dass Benno Volks Hoffnung auch in Zukunft immer wieder von Neuem erfüllt werden wird !
Text/Gestaltung: Bernd Schmid / Quellen Städt. Archiv
Literatur: Worte und Bilder von uns mit uns für uns, Robert -Gerwig-Gymnasium, Hausach 1949-1999