Auf der Gumm
Ein alter Gedenkstein appelliert an gesellschaftliche und religiöse Toleranz
1792-1806 Die Eheleute Konrad Decker (*26.4.1730 Deckerhof /+8.5.1809) und Catharina Breithaupt (*30.8.1739 /Breithaupthof+14.2.1823) überließen ihrer ältesten Tochter Catharina (*21.9.1763+9.6.1809) und deren Ehemann Anton Heizmann (+1806) vom Übelbach ein „Gütle“ auf der Gumm zum Preis von 1450 Gulden. Das Anwesen hinter dem Rautschwäldele, grenzte ober- und unterhalb an Christian Hermann, einerseits an Fridolin Armbruster (Jorchenbauer) und andererseits an Thomas Schmid (Rasishof). Das Wohnhaus, die Stallungen und der Backofen waren zum Zeitpunkt der Übergabe neu erbaut.
1806-1820 Bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Johann Evangelist Heizmann wird die Gumm dem Johann Georg Schuler (*7.8.1766/ +4.2.1822) mit seiner Ehefrau Francisca Schmid (*4.3.1780/ +10.12.1849) aus Einbach gegen eine Pacht von 49 Gulden überlassen.
1820-1825 übernimmt Johann Evangelist Heizmann (+1825) schließlich das „Gütle“, nachdem er Regina Harter zur Ehefrau genommen hatte. Der kurzen Ehezeit entstammt Tochter Agatha Heizmann (*26.12.1821/ +11.2.1850)
1825-1847 Die junge Witwe Regina geb. Harter, führt den Hof zunächst selbst weiter bis sie in 2. Ehe den Taglöhner Konrad Läufer (+1847) ehelichte.
1847 - 1852 Agatha Heizmann heiratet am 8.2.1847 Konstantin Schuler (*12.5.1810/ +31.8.1870), Sohn des Johann Georg (Pächter der Gumm von1806 -1820). Am 16.10.1851 verkauft Konstantin Schuler das Gütle nachdem seine Ehefrau Agatha die Geburt der Zwillinge Martin und Cäcilia (*11.11.1849/ + 25.2./31.3.1850) nicht überlebte und die erstgeborene Tochter Justina (*19.5.1848/ +28.3.1850) ebenfalls verstorben war. Käufer war zunächst Dönis Heizmann aus Fischerbach. Dieser veräußerte umgehend das Gut am 19.1.1852 dem Michael Ilg (*1802) vom Hohlengrund.
1852-1900 Michael Ilg (*1802) war von 1852 bis 1870 Bauer "Auf der Gumm". Er blieb ledig, so dass danach sein Stiefbruder Jakob Bächle (*27.6.1821/ +26.4.1903), verh. mit. Anna Maria Stelker bis 1900 die Gumm bewirtschaftete. Anlässlich eines zeitweiligen finanziellen Engpasses des Jorchenhofes konnten Michael und Jakob am 13.9.1867 die "Gumm" um etwa 3 - 4 ha Reutfeld erweitern.
Johannes Bächle (*25.12.1872/ + ca.1907), Sohn des Jakob Bächle, heiratete am 4.5.1897 Afra Uhl (*1871) vom Buchholzen-Hof in Sulzbach. Er sollte die „Gumm“ weiterführen. Die Ehe mit Afra blieb kinderlos. Der außerehelichen Verbindung des Johannes Bächle mit Maria Anna Schuler (*24.3.1871 ), Tochter des Konstantin Schuler (*12.5.1810/ +31.8.1870) und seiner 2. Ehefr. Karolina Laifer (*27.1.1834), entstammt das Kind Frieda Rosa Elsa. Es wurde am 22.9.1907 in Straßburg geboren. Maria Anna Schuler heiratete dort den Aufseher Emil Hertel aus Straßburg – Neudorf. Im Taufbuch erhält Frieda so den Namen „Hertel“ mit dem Zusatz „genannt Bächle“, als Hinweis auf den leiblichen Vater Johannes Bächle.
Für ihren noch jungen leiblichen Vater Johannes entwickelte sich die außereheliche Vaterschaft im wenig toleranten gesellschaftlichen Umfeld sehr belastend. Johannes verstarb an den Folgen einer Lungenentzündung, die er sich beim Sturz in den unteren Neuenbach zugezogen hatte. Aus "kirchenrechtlichen Gründen" wurde ihm die Bestattung in der geweihten Erde des Friedhofes verwehrt. Er wurde daher auf der Gumm beigesetzt. Bis heute erinnert ein Buntsandstein an das erste Ehejahr der „Afra Uhl mit Johannes Bächle 1898“.
Das alte Denkmal diente zunächst als Markierungsstein der Grabstelle des Johannes auf dem Gumm-Gelände, was eine späte Aussöhnung der Witwe Afra mit ihrem traurigen Schicksal vermuten lassen könnte. Später wurde der Stein als Sockelstein des Kachelofens im Wohnzimmer verwendet. Heute bezeugt der Stein im Vorgarten der Familie Hubert Decker die damaligen gesellschaftlichen Schwierigkeiten des Johannes Bächle, die sich, trotz fehlender zwischenmenschlichen Toleranz über die Jahre zum Guten gewendet hatten.
1900 – 1933 Die Witwe des Johannes Bächle, Afra Bächle geb.Uhl brauchte Hilfe bei der Bewirtschaftung der Gumm. Der Gütler Gottfried Decker (*3.5.1850+23.6.1937) versprach sich dadurch Arbeit und Auskommen, nachdem auch seine 2. Ehefrau Magdalena Müller am 10.12.1900 verstorben war. Am 19.6.1902 heiratete er in 3. Ehe Antonia Schmider aus Oberwolfach (+25.9.1947). Dieser Verbindung entstammen die Kinder Josef (*9.3.1903/ +2.3.1990), Karolina (*3.5.1904) und Mathias (*20.1.1907). Von Afra Uhl fehlen weiterführende Belege.
Alle Ur/Ur- und Großeltern der Frieda, die Deckers, die Heizmanns, Schulers und Bächles lebten, bewirtschafteten und wohnten einmal die „Gumm“. - So erklärt sich auch Friedas innere Bindung an den wunderschönen Ort, ihre frühe Rückkehr, weg vom umtriebigen Straßburg zurück ins Einbach-Tal und hinauf ins ruhige Haus ihrer Ahnen auf der „Gumm“, wo sie selbst noch Jahrzehnte glücklich mit ihrem Ehemann Josef Decker leben durfte. Der Ehe entstammen die Kinder Maria Welle (*1930), Ernestine Schmid (*1932+2016),Konrad Decker (*1934+1992), Severin Decker (*1937), Mathias Decker (*1942 +2016) und Theodor Decker (*1946).
1967 -1992 übernimmt Sohn Konrad Decker (*15.9.1934+15.1.1992) mit Helena geb. Hermann (*15.6.1937) aus Oberwolfach das Anwesen.Auch dieser Ehe entstammen 6 Kinder: Hedwig Kern (*1963), Hubert Decker (*1965), Roswitha Schmid (*1966), Irmgard Schmalz (*1966), Birgit Hirt (*1971), Gertrud Armbruster (*1974)
Seit 1995 bewirtschaftet Hubert Decker mit Ehefrau Sandra geb. Huhn (*1969) das „Gütle mit weitem Blick ins Tal und einer lehrreichen Hofgeschichte.
Obwohl die Gumm über 6 km von der Stadt entfernt liegt, engagieren sich die schon wieder erwachsenen Nachkommen und bringen sich aktiv im Hausacher Vereinsleben ein. Ann-Marie musiziert in der Stadtkapelle, turnt aktiv und ist Mitglied der Landjugend. Sohn Christian spielt Fußball und engagiert sich in der Jugendfeuerwehr.
Text / digit. Gestaltung : Bernd Schmid