Schulstadt

Von der alten Volksschule zum Schulzentrum Hausach

Im Jahr 1475 stiftete Graf Heinrich VI. nahe der Kapelle des Hl. Sixtus ein kleines Franziskanerkloster. Das Klösterlein sollte ein "Hort geistiger Aufhellung" der Stadtbevölkerung sein. Sicher erkannte der einzige auf Burg Husen wohnhafte Fürstenberger Graf zu diesem Zeitpunkt die Notwendigkeit der Bildung seiner Untertanen zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt und kann daher auch als ein Befürworter der Volksbildung in seinem Ort "unter der Burg" angenommen werden. Daher entschied sich auch die Schulgemeinschaft der Grund- und Werkrealschule Hausach-Wolfach für den verbindenden Namen "Graf-Heinrich-Schule Hausach", zumal auch die Namensdeutung "Heinrich" mit dem Anliegen moderner Pädagogik verbunden ist: "Nicht mit Gewalt, mit Güte sollst du walten".

Schulstadt Frieder Haser

Frieder Haser: "Bildung erfordert Bewegung", gestiftet von Herrn Albert Neumayer

Auch zu Zeiten der Aufklärung versuchten die Fürstenberger Mitte des 18.Jh. die Schulbildung zu vereinheitlichen und orientierten sich dabei an der in Österreich geltenden Schulordnung des Johann Ignaz Felbiger. Ein fürstenbergisches Dekret von 1746 verpflichtete die Kinder zwischen 7 und 12/13 Jahren zum Besuch der Volksschule. Neben der örtlichen Schulaufsicht durch den Pfarrer kontrollierte der Fürst die Effizienz des Lernfortschritts jährlich durch einen Visitator, der die Bildungsziele "Frömmigkeit, Fleiß und Ehrerbietigkeit gegenüber der rechtmäßigen Obrigkeit" überprüfte und per Beschluss öffentlich bekanntgab. Der daran anschließende Umtrunk der Honoratioren wurde im "Hirsch" oder der "Krone" eingenommen, während die weniger erfolgreichen Schulkinder nicht selten die Folgen dieser öffentlichen Diskriminierung durch häusliche Strafen und Spott zu ertragen hatten.

Die Orte der Hausacher Volks- und Schulbildung waren die Stadtmühle, manche Bauernstube in den Tälern, ab 1826 das neue Rat- und Schulhaus, in der damaligen selbständigen Gemeinde Einbach, das Schulhaus ab 1842 bis 1969, im Hauserbach das Schulhaus von 1842 - 1969. Zwischen 1786 und 1846 wurden die Hauserbacher Kinder in der Stube des Deckerhofes unterrichtet. (Schulstubenvertrag). Danach wurden die beiden Schulen in den Tälern geschlossen, die Schüler der Talschaften besuchten mit dem Eingliederungsvertrag die Grund- und Hauptschule Hausach.

Erst im Sommer 1913 bezog dann die Schule das neue Schulhaus in der Nähe des Herrenhauses, dem großen Gebiet des heutigen Schulzentrums. Am 1.4.1921 gründete eine Gruppe engagierter Bürgerinnen in Hausach eine stadteigene Handarbeitsschule im hellsten Raum des Rathauses, dem heutigen Sitzungssaal. Die Produktion in der Strohhut- und der Hosenträgerfabrik bot interessante Arbeitsplätze für weibliche Arbeitskräfte.

Am 12. September 1949 zog das Progymnasium auf Anweisung des Badischen Ministeriums des Kultus und Unterrichts mit 200 Schülern nach Hausach um, wobei vier Unterrichtsräume in der Volksschule und das erste Stockwerk des Herrenhauses belegt wurden. Wer zwischen 1949 und 1957 das Gymnasium besuchte, hatte ein jährliches Schulgeld von 120/200 DM zu bezahlen.

Am 13. Dezember 1950 verliert die Schule die Bezeichnung "Progymnasium" und führt künftig die Bezeichnung "Gymnasium"; am 30. Dezember präsentiert StD Benno Volk, 1. Schulleiter des Gymnasiums, über 1000 Bürgern der Raumschaft die neuerbaute Schule. 1952 bestehen 8 Schüler das erste Abitur in Hausach. Am 1.12.1966 wurde der erste Erweiterungsbau notwendig, die Schülerzahl war trotz Abschöpfung von Bildungsreserven durch die Realschulen in Haslach und Wolfach weiter angestiegen. Die 2. Erweiterung (Fachraumtrakt) wurde im September 1974 bezogen. Wie erwartet war die Schülerzahl auf 945 in 34 Klassen angestiegen.

Schon 1941 hatte das Badische Ministerium des Kultus und Unterrichts die Errichtung der Handelsschule (kaufmännische Berufsschule) in Hausach verfügt, womit die Handelsschulen Haslach, Hornberg und Wolfach aufgehoben waren.

Die Struktur der Schule differenzierte sich zunehmend bezüglich der kaufmännischen Berufsfelder, der berufshinführenden Wahlschulen, der Berufsschulklassen nach Ausbildungsberufen und nach Schulabschlüssen des Mittleren Bildungsabschlusses, des Abschlusses im Berufskolleg oder im Wirtschaftsgymnasium.

Schulstadt Hausach

Das Hausacher Schulzentrum aus der Vogelperspektive: Die kaufmännischen Schulen (blau), das Gymnasium (gelb = Robert-Gerwig-Gymnasium), die Grund- Haupt- und Werkrealschule (rot = Graf-Heinrich-Schule)

1963 wurde die Volksschule auf Grund der deutlich steigenden Schülerzahlen durch einen großen Neubau erweitert, 1993 erfolgte eine erneute Erweiterung und Umstrukturierung der bisherigen Hauptschule in die Werkrealschule mit dem Mittleren Bildungsabschluss und der Erweiterung des Schulbezirks für die zehnten Klassen auf die Nachbargemeinden mit Einzugsgebiet bis Hornberg, Bad Rippoldsau, Haslach, Hofstetten, Mühlenbach und Steinach. Es zeichnet sich eine erneute Änderung der Schulstruktur Richtung Ganztagesbeschulung und Erweiterung der schon bestehenden Inklusion ab.

Zur Jahrtausendwende bezog gleichsam als I- Punkt in der Schulstadt die private Paritätische Berufsfachschule das weitläufige Gebäude des Badenwerks in der Inselstraße 30. Ziel der Schule ist es, Jugendliche für die notwendigen Dienstleistungsberufe der Altenpflege, der Heilerziehung, Ergotherapie und der Jugend- und Heimerziehung auszubilden.

Als Symbol der Vielfalt, der Kooperation der Schulen und der Gemeinden des Schulbezirks untereinander, beispielsweise der örtlichen Ausbildungsplatzbörse und des guten Einvernehmens bei der Schulhofgestaltung, der gemeinsamen Nutzung der großen Mensa, steht im Mittelpunkt des Schulzentrums eine übergroße kinetische Plastik. Neben der großartigen Plastik des genialen Robert Gerwig spendete Firmeninhaber Albert Neumayer beide Kunstwerke im Zentrum der drei großen Schulanlagen. Sie mögen für die positive Auseinandersetzung mit der Schulentwicklung in der Schulstadt Hausach und der Bildungslandschaft des Mittleren Kinzigtales stehen.

Text/Bild: Bernd Schmid / Vogelperspektive Vorlage: Matthias Veit