Der Sulzbacher Jahrhundert-Vertrag
Das Herrengut Hechtsberg wird an Isaak Reiß verkauft
Otto von Dahmen war es gelungen, das Hofgut Martinshof / Hechtsberg durch Ankauf weiterer Hofgüter zu einem respektablen Herrensitz mit Jagdrecht zu erweitern. Ein Großteil der Fläche von Sulzbach-Adlersbach gehörte ihm. Bei Amtsgeschäften bezeichnete er sich dennoch bescheiden als Bürgermeister von Sulzbach.
Den letzten großen Deal, der Verkauf des gesamten Besitzes des Sulzbacher Bürgermeisters erledigte sein Finanzexperte Severin Lurk, damit er als Bürgermeister Dahmen, mit seinem kleinen Gemeinderat bezeugen konnte, dass die verkaufte Liegenschaft auch wirklich „Eigentum des Verkäufers gewesen“ (Bürgermeister Dahmen) sei. - Den Tatbestand der „Befangenheit“ im Amt bei persönlichen Rechtsgeschäften schien es damals noch nicht zu geben.
Verkauft wurde das Wohnhaus (heutiges Landgasthaus) mit den Ökonomiegebäuden Tabakschopf mit Wagenremise und Verwalter-Wohnung, Rindvieh-, Schweine- und Geflügelstallungen, Pferde – und Schafstallungen mit Heuboden, Branntweinbrennerei mit Waschküche, Obstdarre, Badezimmer, Bügelzimmer, Holzschopf und Kutschen Remise und Fruchtspeicher. Eine besondere Scheuer mit 2 Tennen, einem Gewächshaus und einem Geflügelhaus.
Auf dem ehemaligen geschlossenen Hofgut (seit 1493 unterer Hof im Adlersbach) des Moritz Stehle und der A.M. Stehle geb. Schmid, mit dem Freiherr von Dahmen 1850 das Herrengut erweitert hatte, stand ein 1,5 stöckiges Wohnhaus an der Landstrasse, das „Gasthaus Hecht“ mit Ausschankgenehmigung (Realwirthschaftsgerechtigkeit). Dazu gehörte ein Ökonomiegebäude mit Stall, Wasch- und Backhaus. Ebenso 5 Morgen (= 5x 3600 qm) Garten beim Haus, sowie die zum Hofgut gehörenden Äcker, Wiesen, Reutfeld und Wald ( 80 Morgen = 80 x 3600qm).
Nach dem tragischen Brand des Meyerhofes hatte Freiherr von Dahmen 1849 vom Erben Johann Georg Meyer aus Hofstetten das gesamte geschlossenen Hofgut (Unterster Bauer im Sulzbach) gekauft. Weitere Ankäufe in den benachbarten Gemeinden Hausach, Fischerbach und Haslach dienten der Abrundung.
Insgesamt verkaufte Freiherr von Dahmen neben den Gebäuden mit Inventar eine Gesamtfläche von 303 Morgen = 109,08 ha, sowie den Steinbruch mit 121 Badischen Quadratruten (= 121x 9 qm) zum Preis von 134 000 Gulden süddeutscher Währung.
Zum Vergleich: Das Jahresgehalt des Stadtrechners Joachim Sattler lag bei 75 Gulden, das der Bürgermeisters von Sulzbach, Freiherr Otto von Dahmen, bei 40 Gulden. Der Verkauf der Hausacher Stadtmühle, zur damaligen Zeit ein stattliches Unternehmen, erbrachte der Stadt Hausach die Summe von 7 200 Gulden.
Ein Wehrmutstropfen: Innerhalb des Gutes lag immer noch das 2,5 Morgen große Eigentum des Haldenwirtshauses. Bauliche Überreste der alten Halden-Wirtschaft, auch Küferhäusle genannt, werden bis heute vom Unternehmen Uhl, auf dem Steinbruch-Gelände genutzt.
Text / Gestaltung: Bernd Schmid, Recherche Wilhelm Heim, Bild. Städt. Museum