Fuggis, der oberste Hof im Breitenbachtal
(vor 1600) „Uffm Gießhübel“
Das Hofgelände unter dem „Haseneckle“, dem Höhenplatz, der das Breitenbachtal mit dem hinteren Hauserbach verbindet, nannte man zu Beginn der landwirtschaftlichen Nutzung „uffm Gießhübel“.
Die alte Bezeichnung weist darauf hin, dass die Steillage des hintersten Hofes im Breitenbachtal ursprünglich mit Hilfe von Ziegen (Geißen) offen gehalten und bewirtschaftet wurde. Mit geringerem Aufwand war die Ziegenhaltung in schwerer zugänglichen Lagen der Seitentäler Grundlage des landwirtschaftlichen Erwerbs und der Selbstversorgung mit Fleisch und Milch.
Über das Hofgelände führt bis heute, wegen des einzigartig schönen Blicks hinaus ins Kinzigtal, der Schwarzwald Höhenweg Pforzheim – Basel.
Die Hofbesitzer:
1493- 1509 Peter Pfiffer
1509- 1528 Conrad Brüemel
1528-1541 Wolf Winter
1552- 1561 Theus Winter
1561- 1563 Alexander Fehrenbach
1587- 1611 Claus Brüemel
1612- 1616 Ulrich Brüemel
1628- 1631 Hans Spengler verh. mit Catharina Brüemlerin
Hofbrand /
Bei ihrer Suche nach Lebensmitteln durchstreiften Soldaten während des 30-jährigen Krieges zunehmend auch die entlegenen Täler. Es ist sicher, dass die „Landschaft“ des Kinzigtales völlig verarmt und ausgeblutet war. Nicht selten büßten das die Hofbewohner mit Erpressung und harten Strafen. Vermutlich ging daher auch der Fuggishof in Flammen auf und erhielt erst lange nach dem Krieg seinen neuen Besitzer, nach dem der oberste Hof des Breitenbachs bis heute benannt wird: Der „Fuggishof“
1669 – 1680 Michel Fuggis
1688- 1692 Michael Fuggis verh. mit Maria Hildbrand am 7.7.1653
1692- 1702 Witwe Maria Hildbrand
1703- 1738 Hansjörg Fuggis verh. mit
1. Ehe am 20.10.1700 mit Anna Maria Schillinger
2. Ehe am 25.10.1739 mit Anna Maria Hermann
1739- 1751 Johann Fuggis +1742 verh. mit
1. Ehe Maria Eva Spenlerin (1746)
2. Ehe mit Anna Maria Kirchhofer
1753- 1778 Sebastian Kayser (+ 1778) verh. mit Witwe Anna Maria Kirchhofer
Sebastian war der erste namentlich bekannte Schulmeister im Hauserbach, der südlich der Kinzig gelegenen Bauernhöfe. Der Unterricht fand vor Erbauung des Hauserbacher Schulhauses zunächst nur im Winter statt. Lehrer Kayser vom Fuggis nutzte als Schulraum abwechselnd die warmen Stuben aller Höfe, bis die politische Gemeinde Einbach mit dem Deckerhof (Senwighof) im Hauserbach einen Vertrag schloss, der den Unterricht ganzjährig in einem einzigen Schulraum ermöglichte.(Schulstubenvertrag)
Von Lehrer Kayser ist ein liebenswerter Text erhalten, mit dem er nicht ohne Stolz seine Bestimmung als Lehrer und Bauer beschreibt:
„Das Papier ist mein ackher, darum bin ich so schlecht, die fedder ist mein pfluog, darum bin ich so klueg, die tindte ist mein samen, darum schreib ich meinen namen, Sebastian Kayser aus dem breitenbach in dem stab Einbach und schulmeister im Hauserbach“
1778- 1804 Christian Fuggis (+1804) verh. mit
1. Ehe 1783 Johanna Schmid +1784
2. Ehe 1784 Anna Maria Nock
3. Ehe 1800 Agatha Serrer
1804-1815 Witwe Agatha Serrer
1. Ehe 1804 Carl Baumann
2. Ehe 1810 Caspar Hermann
1815- 1832 Joseph Fuggis verh. mit Magdalena Breithaupt
1832 -1841 Hansjörg Fuggis (Stiefbr.) verh. mit Magdalena Breithaupt
1841- 1861 Philipp Fuggis (Sohn d. Joseph Fuggis / M. Breithaupt)
Verh. mit Ottilia Klausmann
1861- 1882 Roman Fuggis
Verh. Theresia geb. Armbruster Patin der Antonia Fehrenbacher
Das Ehepaar blieb kinderlos. Die Zukunft des Hofes wurde durch Übergabe / Verkauf an Angehörige des reichen Armbrusterhofes im Osterbach gesichert, woher auch die letzte Bäuerin Theresia Fuggis, geb. Armbruster vom Osterbach stammte.
Isidor heiratete Antonia, das Patenkind der Theresia. Damit war, wohl auch gegen finanzielle Alterssicherung, der Hof übergeben. Mit der neuen Familie Armbruster stellte sich über Generationen auch wieder der Kindersegen ein. Der erste Stammhalter war Hermann Armbruster, der als „Fuggispfarrer“ im Kirchspiel Hausach unvergessen bleibt.
1882 - 1929 Isidor Armbruster (*7.1.1856 ) v. Armbrusterhof im Osterbach
1. Ehe: 27.6.1882 Antonia Fehrenbacher (*31.5.1851 +1.6.1888)
Tochter des Hafners Jakob Fehrenbacher, Hausach
Trauzeuge war Gottfried Dorner, Schmied, Hammerwerk
Der Ehe entstammen Hermann Armbruster (Fuggispfarrer) (*22.3.1883+30.9.1966) Priesterweihe in St. Peter am 30.6.1915, Theresia (*26.4.1884) und Paulina (*3.1.1887+10.5.1887).
Die Hochzeit der 1. Ehe wurde als Dorfhochzeit gefeiert. Am „Zech“ waren 68 Personen, die von den Eltern der Braut freigehalten waren. Neben dem Hochzeitsessen, das beim Hirschwirt Anton Schoch eingenommen wurde, verzehrten die Gäste 121 Stück Brot. 85 Liter Wein und 65 Flaschen Sauerwasser wurden getrunken. Die 20 Schützen, die die Hochzeit eröffneten, erhielten ebenso ein Essen und 20 Liter Wein. Die 5 Musikanten wurden zur Hälfte vom Wirt verköstigt. An dieser Hochzeit nahm die gesamte Dorfgemeinschaft teil.
Der 2. Ehe des Isidor am 15.6.1889 mit Monika Schmid (*24.2.1863+11.2.1939) vom Isidorenhof entstammen die Kinder Konstantin *3.5.1890, Monika *4.5.1891, Roman *18.7.1892, Cäcilia *17.9.1893, Agnes *21.1.1896, Joseph *19.1.1899, Ludwig *15.8.1900, Michael *29.9.1901 und Anton * 8.11.1902, dem späteren Hoferben.
Anton Armbruster (*8.11.1902 + 27.12.1975) heiratet am 19.11.1928 Maria Harter (*15.3.1905) vom Borhoenhof. Der Ehe entstammen 10 Kinder: Hermann Josef (*15.9.1930+17.05.2001), Maria Theresia ( *29.7.1931+27.11.2003), Hildegard Monika Elisabeth (*21.12.1932+3.11.2015), Elisabeth, Agnes (*25.9.1934 +20.03.2010), Anton Johannes (*24.12.1935+10.11.1936), Gertrud (* 5.9.1937 +10.12.2010), Franziska Romana (*2.1.1939+26.05.2005, Monika Christina (*18.11.1940+04.03.2012), Theresia ( *12.7.1942, Bernhard Mauritius *19.2.1947.
Hofbesitz : 1952 - 1992 Hermann Josef Armbruster (*15.9.1930 + 17.5.2001) Verh. am 19.11.1963 mit Theresia Ringwald (Kutzbach). Der Ehe entstammen Konrad (*12.11.1964 +25.03.2007) , Thomas (*3.12.1965), Rosmarie (*7.2.1967), Markus (31.1.1968), Brigitte (*7.1.1969), Hubert (*17.2.1971+27.11.1992) und Erwin (*16.12.1974)
Hofbesitz seit 1999 bis heute im Nebenerwerb:
Markus Armbruster und Monika geb. Bader. Sie erweiterten das Anwesen durch ein zusätzliches Hof-Gebäude im Stil des Kinzigtäler Bauernhauses mit Walmdach.
Die bereits bestehende Bewirtung "auf Anfrage" (Vesperstube) soll nach Umbau des Speichergebäudes in neuen Räumlichkeiten angeboten werden.
So schön der Fuggishof auf der Höhe des Breitenbachtales liegt, so beschwerlich war für alle Generationen des Hofes der lange Weg zur Schule und in die Stadt. Während die Kinder des Einbach- und Hauserbachtales ihre eigene Dorfschule hatten und später bequem per Bus zur Stadt-Schule gebracht wurden, gingen die Kinder des "Fuggis" den langen Weg bei jedem Wetter zu Fuß. -
Dem Bild der Töchter der Familie Armbruster ist zweifelsfrei zu entnehmen, dass sie diese ersten langen Lebens- und Schulwege mit Freude zurückgelegt haben.
Text/Digitale Gestaltung: Bernd Schmid
Quellen: W. Heim / Bernhard Armbruster